Impuls für die Woche 09.06.2021

Charlie ist ein Dackel. Kaum sieht sie mich, springt sie an mir hoch, legt sich hin und will gestreichelt werden. Und das nicht nur kurz, sondern so ausgiebig wie möglich.
Darüber hinaus ist Charlie ein treuer Gefährte meiner Partnerin. Sie ist im Alltag dabei, wenn es in die Gespräche mit trauernden Angehörigen geht. Sie fängt Stimmungen auf, ja sie spendet sogar Trost. Wahrlich ein treuer Gefährte.
Ihr größtes Glück ist es, wenn sie einfach so über die Wiese streunen kann. Fast erschrocken kommt sie manchmal angerannt, wenn sie im strengen Ton gerufen wird. Sie begleitet uns überall hin. Manchmal sitzt sie mit ihren treuen Augen auf dem Sofa und wartet, dass jemand mit ihr spielt. Dass jemand im Kontakt mit ihr bleibt. Dabei überlässt sie uns die langen Spaziergänge. Ob am Fluss entlang, oder um den See, durch den Wald, im Schnee oder bei strahlendem Sonnenschein. Die Sonne, der Schnee, der Fluss sind ihr dabei egal. Jedes Stöckchen, jeder Grashalm, jedes umherliegende Etwas ist ihr wichtiger. Es ist ihr egal, ob der Mond scheint. Sie beobachtet nicht den Sonnenauf- oder untergang. Das sich spiegelnde Licht des Seewassers ist ihr gleichgültig.

Doch ein Fremder bleibt stehen. Genau wie wir. Die Berge hinter dem See, das Spiel von Licht und Farben im Wasser. Menschen stehen einfach am Ufer und schauen auf dieses Wunder. Alles spiegelt sich und irgendetwas spiegelt sich auch in uns. Unberührte Schönheit, reiner Anfang, unbändiges Feuer, geduldige Beständigkeit.

Das schlechte Wetter der letzten Tage hatte auch was Gutes. Neben den positiven Flgen für die Natur gab es auch immer wieder Naturschauspiele. Doppelte oder einfache Regenbögen nämlich. Wuchtig anmutende Gewitterwolken, Sonnenstrahlen, die sich den Weg durch den dunklen Wolkenhimmel bahnen. Wohl jeder bleibt staunend stehe, wenn er einen Sonnenauf- oder -untergang sieht, einen Regenbogen, eine Sternschnuppe. „Wünsch dir was, doch behalt es für dich.“

Warum eigentlich? Es ist ein Glück, Mensch zu sein. Sag es weiter. Teile es. Sei verträumt und konzentriere dich auf die in den Augen vieler Menschen unwesentlichen Dinge. Das Stöckchen, das den Dackel so begeistert, den Sternenhimmel, der einfach nur da ist. Das Plätschern des Baches, das rauschen des Sees.
Genieße das Glück, Mensch zu sein.

Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 19.05.2021

„Ich kann es nicht mehr hören. Ständig durchhalten, durchatmen. Es hält sich doch niemand mehr an irgendwas“ So klagte mir jemand vergangene Woche sein Leid.
Einen Tag später konnte ich das gut nachvollziehen, denn mir erging es auf einmal genauso. Ich hörte einen Song zum Motto des 3. ökumenischen Kirchentages. Der fand vergangene Woche in Frankfurt und vielen anderen Orten größtenteils digital statt. Dort heißt es in einer Liedzeile: „weil so vieles im Argen liegt, braucht es ein Wort, das alle hält“. Das hat mich wütend gemacht. Unser Glaube ist soviel mehr als sich ständig an dem zu orientieren, was schief läuft, was im Argen liegt. Ja das Leben ist kompliziert, ja es gibt viel Leid, ja wir erleben das Tag für Tag. Und auch mir gelingt es zu selten, das zu sehen, was gut ist, was gelingt.

Dann denke ich an Jesus. Er sagt zum gelähmten: „Steh auf und geh, dein Glaube hat dir geholfen“. Er nimmt die Frau, die von allen gesteinigt werden sollte an, die Hand und richtet sie auf. Gott spricht zu Jona, der missmutig unter einem Baum hockt und frustriert ist. Er hat nicht bekommen, was er wollte. Ninive wurde von Gott verschont. Er richtet ihn auf. Bei Gott und Jesus wird nicht lamentiert. Da werden Perspektiven eröffnet. Wieso gelingt uns das so selten? Wieso sind wir groß darin, den Blick auf das zu lenken, was alles passieren könnte, statt das Leben geschehen zu lassen.
Die Antwort scheint mir auf der Hand zu liegen: Leben, das geschieht, Leben das ereignet, entgleitet unserer Kontrolle. Wir müssten loslassen. Zuschauen, was passiert. Kontrolle jedoch gibt Sicherheit. Ich denke, wir stehen uns oft selbst im Weg. Gleichzeitig ist es menschlich und zutiefst gesund, Kontrolle und damit Sicherheit zu wollen und zu haben.
Der offizielle Mottosong des Kirchentages ist ein anderer, als der, den ich zunächst gefunden habe. Eine Gruppe tanzender Menschen singt vom Hinschauen. Da heißt es im Refrain: „Schaut hin. Seht nach. Blickt durch. Mit offenen Augen. Schaut hin. Denkt nach. Geht los. Mit offenen Armen.

Da finde ich das wieder, was ich am christlichen Glauben faszinierend finde. Da finde ich wieder, was mich als 14-jährigen Jungen im Zeltlager so fasziniert hat. Das strahlt aus. Da war jemand, der hatte etwas, das ich vermisst habe und auch wollte. Ich habe es im Glauben gefunden. Und das erinnert mich immer wieder daran, den Blick hin zu lenken zu dem, was gut ist. Das gibt es ja. Es wäre unredlich, so zu tun, als wäre das Leben immer nur rosarot und wundervoll. Genauso unredlich ist es jedoch, immer nur das halbleere Glas zu sehen. Ich kann auf das schauen, was alles im Argen liegt. Oder ich kann das in den Mittelpunkt stellen, was gelingt. Ich kann die Schwächen meiner Kinder hervorkehren, oder ihre Stärken. Ich kann mit ihnen an ihren Schwächen arbeiten oder sie in ihren Stärken bestärken.

Ich will mich an dem orientieren, was Chancen bietet. Ich will mich auf das konzentrieren, was gelingt. Und daraus Kraft schöpfen.
Das ist manchmal verdammt schwer. Gerade in Coronazeiten. Und da fasse ich mich dann an die eigene Nase. Im Bestreben, dass alles so schnell wie möglich vergehen möge, schaue ich auch zu viel auf das, was besser laufen könnte. Da ist vieles schlecht gelaufen. Da läuft nach wie vor vieles daneben. Doch es geht voran. Es gibt Hoffnung.
Lasst uns uns auf die Hoffnung konzentrieren. Lasst uns das sehen, was gelingt, was gibt ist, womit wir schon arbeiten und leben können. Vieles ist schon da, woran wir uns freuen können. Das zu sehen, und uns daran zu freuen, das ist die Herausforderung.
Also, Schaut hin. Seht nach. Blickt durch. Mit offenen Augen. Schaut hin. Denkt nach. Geht los. Mit offenen Armen.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 12.05.2021

Wir bleiben zu Hause, so hieß es letztes Jahr um diese Zeit immer und immer wieder. Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass das kein Spaß ist, immer nur zu Hause zu bleiben. Der Spaziergang um den See oder im Wald wurde plötzlich ein Highlight. Viel mehr ging ja kaum. Wir haben mit der Zeit wieder neu zu schätzen gelernt, dass die Gemeinschaft mit anderen sehr wertvoll ist. Als es dann wieder nach draußen ging, mit anderen zusammen, haben viele von uns tief durchgeatmet und das Leben ins sich gespürt.
Tief durchatmen tut gut. Gerade im freien tut es gut. Es beruhigt die Nerven, es hilft dem Körper zu regenerieren, baut Stress ab.
Es gibt einen Film, der heißt „Tief durchatmen, die Familie kommt“. Die Handlung dieser Weihnachtskomödie ist schnell erzählt. Die Familie kommt an Weihnachten zusammen. Die treusorgende Ehefrau will alles perfekt machen, der Bruder will allen zeigen, wie erfolgreich er als Autor ist, obwohl er überschuldet ist. Der Film spielt mit allen möglichen Klischees und Überzeichnungen. Das macht ihn so lustig. So wird erträglich, was bei näherem Hinsehen vielleicht gar nicht so überzeichnet ist. Natürlich geht alles gründlich schief. Da hilft nur eines, um nicht auszurasten: tief durchatmen.

Wenn wir tief durchatmen, füllen sich Leib und Seele mit Gottes Lebenskraft, die in der Bibel mit Odem – Atem bezeichnet wird.
Gott will das Leben in uns. Und das Leben? Das Leben will raus, es will ans Licht, an die Luft.

In diesen Wochen sagen wir gerne: es geht wieder nauswärts.
Überall blüht es. Das Vogelgezwitscher wird lauter, reichhaltiger. Das ist Leben. Und das zeigt mir, dass Leben mehr ist als all die Einschränkungen, die von außen auf uns einwirken. Wahres Leben ist das, was sich in uns abspielt. Und darauf haben wir selbst Einfluss.
Es gibt Tage, da will ich einfach raus. Barfuß über die Wiese. Auf den Golfplatz, den Wind und die Ruhe spüren. In den Wald, die Bäume riechen und die Vögel hören. Es gibt Tage, da liegt es in der Luft: Gott macht es grandios. Geist des Lebens, Geist der Auferstehung, wie er im Buche steht.

Die Einschränkungen mögen notwendig sein und im wahrsten Wortsinn Not wenden. Dass sie uns innerlich einschränken, das können wir verhindern. Zum Beispiel, indem wir tief einatmen und es hinaus singen: Gott liebt das Leben. Und das Leben will raus.
Wenn ihr euch also gestresst fühlt, egal warum, dann atmet mehrmals tief ein und aus. Ich finde, das hilft. Und es tut gut.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.