Kategorie: Gemeinde digital
Impuls für die Woche 07.07.2021
Städtetour nach München. Abends geht es zum Essen und auf ein Bier ins Gasthaus. Es ist brechend voll, heute fast unvorstellbar. Und so landen wir – meine frau, ein Freund und ich – am langen Wirtshaustisch. Gegenüber sitzt ein Bayer, der anscheinend schon eine ganze Weile da sitzt und schon mehr Bier getrunken hat, als ihm gut tut. Erst schaut er uns nur an, dann hebt er seine Maß und prostet uns zu. „Rudi, Rudi.“ Was mag er damit meinen? Wir schauen uns irritiert an. Unser Freund, ein wohlerzogener Norddeutscher hebt sein Glas und antwortet: „Rudi, Rudi“. Unser Gegenüber, etwas irritiert, antwortet noch einmal: „Rudi, Rudi“. Und unser Freund – ihr ahnt es: antwortet wieder…in der Zwischenzeit bereue ich, dass wir in dieses Gasthaus gegangen sind.
Endlich wird mir klar, worum es hier geht. Kein geheimnisvolles bayrisches Trinkritual – sondern schlicht die gegenseitige Vorstellung. Ein klassischer Fall von babylonischer Sprachverwirrung. Einander zu verstehe – das braucht manchmal ein wenig Phantasie und Offenheit dem anderen gegenüber. Doch wenn es gelingt, haben beide Seiten etwas davon. Nicht nur am Biertisch, auch in der Ehe, auf der Arbeit oder im Alltag.
Wir erleben das ja immer wieder, dass wir etwas sagen und der andere versteht uns einfach nicht. Oder er reagiert nicht, wie wir es erwarten. Dafür gibt es viele Gründe. Unter anderem, weil wir eine unterschiedliche Sprache sprechen. Zum Beispiel in der Liebe. Die einen reagieren auf ein Geschenk, die anderen auf Zuwendung, die dritten drücken Ihre Liebe aus, indem sie für den anderen viel tun oder etwas tun, was ihrer Ansicht nach beiden hilft. Am Ende ist Kommunikation der Schlüssel zu allem. Auf die Spitze wird das in juristischen Verträgen getrieben. Dort wird so kompliziert geschrieben, damit auch alles hieb- und stichfest ist, damit alles abgesichert und klar ist.
Wir haben es in der Kneipe erlebt: wenn zwei miteinander reden, heißt das noch lange nicht, dass sie einander verstehen. Mir zeigt das einmal mehr, wie wichtig es ist, miteinander zu reden. Ideal finde ich es, wenn man sich ohne Worte versteht. Wenn die Dinge einfach klar sind. Das ist dann das größte Geschenk. Und das gibt es immer wieder. Wo es das jedoch auf jeden Fall für jeden von uns gibt, ist bei Gott. Der versteht uns, ohne, dass wir ihm ein Wort sagen müssen. Denn er hat uns geschaffen, er kennt uns.
Ich wünsche euch, dass ihr das in diesen Tagen spürt, dass ihr getragen seid, dass ihr verstanden seid.
Für diese Woche wünsche ich: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.
Gottesdienst am 05. Sonntag nach Trinitatis
Abendgebet am 30.06.2021
Impuls für die Woche 30.06.2021
Wenn es warm wird stellt sich automatisch die Frage: wie kann ich mich abkühlen. Wir trinken mehr, wir schwitzen mehr. Da ist eine Quelle, die aus einem Felsen entspringt eine willkommene Möglichkeit, sich abzukühlen während einer Wanderung. In meiner alten Gemeinde hatten wir im Kirchenwald auch eine Quelle. Das Wasser, das aus der Quelle kam, war so klar und sauber, dass es Trinkwasserqualität hatte. Auch von weiter her kamen Menschen und füllten sich Kanister ab.
Was sind meine Quellen neben den Wasserquellen? Wo bin ich verwurzelt? Bin ich standfest? Wenn ich mir ganz dicke alte Bäume anschaue, dann frage ich mich, wie tief seine Wurzeln wohl in den Boden ragen mögen? Woher bekommt er seine Nährstoffe, was ist seine Quelle?
Was sind meine Quellen? Wo fließt Lebendigkeit in mein Leben? Wo schöpfe ich Kraft?
Ich schaue mir den Baum an und sehe: er trägt Früchte.
Wo trägt mein Leben Früchte? Was macht den Unterschied für diese Welt, dass es mich gibt?
Dieser baum hat auch abgebrochene Äste, verwachsene Bruchstellen. Auch in meinem Leben gibt es das. Zugewachsene Verletzungen, Abbrüche in meinem Leben. Mag ich mich mit diesen Narben, mit den Spuren, die das Leben hinterlassen hat?
Im Herbst spendet der Baum neuen Samen. So entsteht und wächst neues. Bei mir und in dieser Welt.
Gesegnet ist der Mensch, der wie ein Baum ist, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zu, Bach hin streckt. So heißt es bei Jeremia.
Ich entdecke viel von einem Baum in meinem Leben. Und ich lese, dass ich gesegnet bin, wenn ich wie ein Baum bin. Das macht mir Mut. Auch das Gebrochene, das krumme gehört zu mir, zu meinem Leben. Es macht mich zu dem, der ich bin. Damit gehe ich weiter meinen Weg. Wohin auch immer er mich hinführt, er steht unter Gottes Segen. So kann mir nichts passieren.
Für die neue Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sogen wir später.
Impuls für die Woche 23.06.2021
Ich mag den Sommer. Am liebsten habe ich es heiß und trockene Luft. Da geht es mir gut.
Sommer heißt Sonne, das bringt Licht. Licht tut mir gut. Am Montag, am 21. Juni war Sommersonnenwende, der längste Tag des Jahres. Der Zeitpunkt der Sommersonnenwende ist der Moment, in dem die Sonne den nördlichsten Punkt am Himmel ihrer scheinbaren Bahn erreicht. Obwohl wir zur Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel der Sonne zugewandt sind, sind wir doch weiter von ihr entfernt als im Winter. Am Tag der Sonnenwende bleibt es innerhalb des gesamten nördlichen Polarkreises auch in der Nacht hell, weil die Sonne nicht untergeht. Auch etwas weiter südlich kann man die Mitternachtssonne erleben, denn die Erdatmosphäre lenkt die Sonnenstrahlen so, dass man sie noch sehen kann, auch wenn die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden ist.
Manche Menschen verbinden damit magische oder mystische Gedanken und begehen ihn in besonderer Weise.
Sommer heißt, wir feiern das Licht und die List auf den Sommer und auf das Leben. In diesem Jahr vielleicht noch mehr. Eine Sehnsucht nach Leichtigkeit liegt in der Luft. Bilder und Gerüche unterstützen das. Eine Wise im warmen Sommerregen, Stockbrot am Lagerfeuer in einer lauen Sommernacht, lange Nächte mit Freunden, der mitternächtliche Sprung in den Pool.
Wenn die Nacht uns mit Licht erfüllt, glitzert es, finde ich. Umbruch und Wandel glitzern auf. Das Leben bahnt sich den Weg in mein Herz. Ich kann nach der Sonne greifen wie nach den Sternen. Ich freue mich auf etwas neues. Gleichzeitig baue ich auf die verlässlichen Bilder.
Im Sommer fühle ich mich dem Himmel näher. Ich spüre Gottes Vertrauen zu mir, ich tauche ein in die Natur. Barfuß am Strand, beim Eintauchen ins kühle Nass im Schwimmbad oder im Pool, oder die erfrischende kühle Dusche. Das bringt Freiheit, das stärkt mich für das Kommende.
Sommersonnenwende – ich halte inne, ich sehe unseren glitzernden Planeten, den wir bewahren und schützen müssen. Er steht symbolisch für alles, was mit anvertraut ist, für die, die mir anvertraut sind. So freue ich mich mit Dankbarkeit im Herzen auf die kommenden Wochen.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: Habt Zuversichtlich und bleibst gesund. Nur für diese Woche. Für die nächste sorgen wir später.
Gottesdienst am 3. Sonntag nach Trinitatis aus der Friedenskirche in Wildenheid
Impuls für die Woche 16.06.2021
Der Menschenfreundliche Gott wendet sich uns zu
Ich packe meinen Koffer und nehme mit…dieses Gedächtnisspiel kenne wohl viele von uns. Mit Kofferpacken verbinde ich vorwiegend gute Gedanken. Wer seine Koffer packt, der macht sich auf, in den Urlaub, ins Wochenende, zu einer Fortbildung, zu Freuden.
Nehmen wir na, es gäbe einen unsichtbaren Koffer, der dich begleitet und du würdest ihn aufmachen? Was wäre drin? Gleich oben drauf die Vorfreude auf den Sommerurlaub? Endlich wieder verreisen. Etwas weiter unten die Erinnerung an den wundervollen Apfelkuchen, den die Oma immer gebacken hat. Ganz weit unten die Erinnerung an bessere Tage, als die Familie noch beisammen war vor der Trennung oder dem Tod. Und in der Ecke…
Manchmal ist ein Koffer auch zu voll. Wer kennt das nicht. Da packt man den Koffer, das soll mit und das und das auch noch. Und am Ende geht er nur zu, wenn sich jemand oben drauf setzt. Wenn es dann ganz dumm läuft, geht er kurz darauf gleich wieder auf und alles liegt verstreut am Boden. Der Koffer ist zu voll. Wir haben viel zu viel dabei. Manchem Menschen sieht man diese unsichtbaren Lasten auch an. Mit meinem Koffer will ich durchs Leben tanzen. Als Christ habe ich dabei das wichtigste aller Dinge im Koffer: das Gebet. Ich bin begleitet, da ist jemand, der mit mir zusammen mit mir fertig wird. Ich kann mit meinem Gott meinen inneren Koffer anschauen. Aha. Oh. Dank und Klage fließen da aus dem Schauen und Betrachten. Falsche Erwartungen fliegen raus. Falsche Masken ebenso. Meine Unsicherheit kann bleiben. Sie schützt mich.
In meinem Lebenskoffer soll immer genug Platz sein. Für das Leben und für Gott. Für das Himmelsblau über mit, das Grün des Juni, dem Duft der Rosen, der fruchtigen Süße der Beeren.
Schmeckt und sehet wie freundlich der Herr ist. So lesen wir in den Psalmen. Für diese Freundlichkeit soll Platz in meinem Koffer sein. Sie soll ausstrahlen können in das Leben derer um mich herum. Und so strahlt sie dann zurück in mein Leben.
Gott schenkt uns einander. Damit wir einander in die Augen schauen, freundlich, wohlwollend. Sicher oft unterschiedlicher Meinung. Das macht jedoch nichts, so lange uns bewusst ist, dass Gott uns verbindet, der menschenfreundliche Gott, der uns menschenfreundlich macht.
Das ist für mich Leben. Das ist das, was Christus meint, wenn er sagt: ich lebe und ihr sollt auch leben. Ich habe mich euch zugewandt, wendet ihr euch einander zu. Seid freundlich und gütig und barmherzig. Rechnet den anderen ihre Fehler nicht zu. Möge der Sommer von Gottes Gnade in uns wachsen, reifen und Frucht bringen. Das wünsche ich euch.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.