Impuls für die Woche 01.06.2022

Wes des Herz voll ist, des quillt der Mund über. Das ist eines der Sprichwort, die in unserem Sprachgebrauch gängig sind, das aus der Bibel stammt. Es steht im Lukasevangelium. Es bedeutet, dass man begeistert von dem erzählt, was man intensiv erlebt hat. Die Geburt eines Kinders, der Beginn einer Partnerschaft, ein neuer Arbeitsplatz, ein besonders intensives Erlebnis oder ein wundervoller Urlaub. Jesus kritisiert mit diesem Ausspruch und dem folgenden Vers die Menschen, die aus böser Absicht etwas sagen, denn „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Worte haben Macht. Mit Worten können wir viel bewirken, Gutes wie Böses. Hooligans und Ultras schreien ihren Frust in Fußballstadien hinaus und stiften sich selbst und andere zu Gewaltexzessen an. Rechtsradikale sind erfüllt von menschenverachtendem Hass und skandieren auf Straßen ihre Totschlagsparolen – wen wundert es, dass Morde an Ausländern die Folge sind? In der Politik sorgen Worte auch für die entsprechende Atmosphäre. Entweder artikuliere ich die Politik der harten Hand, wie auch in der Ukraine-Krise oder ich kann Mut machen. Aber auch die anderen Worte gibt es – die verzweifelten Schreie der Menschen auf den Straßen von Homs und Damaskus oder von Mariupol, deren Herz erfüllt ist von der Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit. All diese Worte – die guten wie die bösen – zeigen an, wovon das Herz jener überfließt, die diese Worte reden. All diese Worte sind Botschaften von Hass und Liebe, von Leid und Glück, von Besessenheit und Glauben. Sie künden von dem, woran Menschen ihr Herz hängen.

Das waren nur negative Beispiele. Doch es gibt auch das Gegenteil: die Begeisterung in den Anfeuerungsrufen der Fußballfans, das Liebespaar, das sich den ganzen Tag liebevolle Nachrichten mit den immer gleichen Worten schreibt, der Trost einer Mutter für das kranke Kind, oder sie ungesagten Worte, die durch Blicke mitgeteilt werden.

Wes des Herz voll ist, des quillt der Mund über. Worte sind wie Schlüssel: Sie können in die Freiheit führen. Und sie sollten es viel öfter. Denn so können Sie Wohlfühlräume eröffnen, in der Freiheit und Liebe die Atmosphäre bestimmen. Das Kind darf sich so entwickeln, wie es nunmal ist. Die Jugendliche darf für sich zu der Erkenntnis kommen, dass sie im falschen Körper geboren wurde. Das Ehepaar darf für dich zu dem Entschluss kommen, dass ein gemeines Leben keine Zukunft mehr hat. Der Sterbene darf zu dem Entschluss kommen, dass er das Leiden lange genug ausgehalten hat und einfach sterben möchte. Und er darf dann seinem Leben selbst ein Ende setzen.

Würden Worte Wohlfühlräume eröffnen, die Welt wäre mit einem Mal ein anderer Ort. Dafür braucht es keine 100 Mrd für die Bundeswehr, keine Panzerabwehrraketen, keine Kriege, keine Waffengewalt. Es braucht nur eines: liebevolle Wort.

In der Bibel finden wir genug davon. Eines gebe ich euch heute mit. Es ist einer der bedeutendsten Verse der Bibel aus einem der bekanntesten Psalmen. Er ist so einfach wie wirkungsvoll: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Ist unter euch ein Vater, der seinem Kind eine Schlange geben würde, wenn es ihn um einen Fisch bittet?

Dieser Vers aus dem Predigttext dieser Woche macht mir regelmäßig schlechte Gefühle. Denn innerlich denke ich jedesmal: da kenn ich genug. „Laut Polizeilicher Kriminalstatistik gab es 2019 etwas mehr als 4.000 Fälle von Kindesmisshandlung – ähnlich viel wie im Vorjahr. Vermehrt kam es jedoch zu sexueller Gewalt an Kindern. Hier verzeichnet die Statistik knapp 16.000 Fälle und damit über 1.300 mehr als 2018. Noch stärker angestiegen sind die Fälle von Kinderpornografie: Die Zahl der polizeilich erfassten Delikte in diesem Bereich erhöhte sich um etwa 65 Prozent auf mehr als 12.200.“

Was läuft da schief? Auch in Partnerschaften kommt es zu Gewalt mit Verletzungen. Dabei lässt man von Kindern die Finger ebenso, wie Gewalt in oder am Ende oder nach einer Partnerschaft tabu sind.

In dem Text aus dem dieser Vers stammt geht es ums Beten. Jesus sagt darin: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“

Und auch hier ertappe ich mich oft bei dem Gedanken: stimmt doch gar nicht. Wie oft beten wir um Frieden und es kehrt keiner ein. Wie viele Menschen sterben viel zu früh, obwohl wir für sie gebetet haben?

Sagt Jesus also die Unwahrheit? Nein. Es liegt an meinem Verständnis vom Beten. Das Gebet ist kein Wunschkonzert. Das Gebet ist ein Gespräch mit Gott. Auch meinem Partner, meiner Partnerin sage ich Dinge, wir reden über Dinge mit unseren Partnern. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass auch eintritt, was wir als Wunsch äußern. Gebet ist kein Monolog. Es ist mehr als nur reden. Es ist ein – wenn man so will: multimediales – Zwiegespräch, das unser ganzes Leben in Anspruch nimmt – in das wir uns selbst mit allem, was wir sind und erfahren, einbringen dürfen. Von ihm dürfen alles erhoffen! Es lässt alles, wie es ist, aber es ändert den Menschen, der es spricht, denkt, fühlt, tut. Wer betet, der/die bittet, klopft und sucht. Nicht nur bei Gott, sondern auch in der Familie, bei den Nachbarn, den Nächsten – und zuerst und zuletzt bei sich selbst. Ich bin fest davon überzeugt, dass, wer so betet, beschenkt werden wird. Jesus nennt dieses Geschenk den Heiligen Geist. Er ist Gottes gute Gabe, die tröstet, ermutigt, beruhigt, belebt, befreit. Und die macht uns nicht zu wunschlos glücklichen Marionetten und stempelt Gott nicht zu einem Automaten, wo unten das rauskommt, was ich oben gedrückt habe. Dieser Geist befähigt uns, den Herausforderungen des Lebens mit der Hoffnung zu begegnen, dass nichts festgefahren sein muss und eine andere, eine bessere Zukunft möglich ist. Darin liegt die ganze Kraft des Gebets. Mehr haben wir nicht nötig. Und Gott auch nicht! Und genau darum lehrt uns Jesu sein Vaterunser. Wenn wir Worte verlieren wollen, dann diese. Alle anderen sind Beiwerk, Zugabe. Nicht verkehrt, aber eben mehr an uns selbst als an Gott gerichtet. Durch das Gebet sortieren wir uns, kommen bei uns an, fassen klare Gedanken, schöpfen Kraft und beziehen Gott in unser Denken ein.

Deshalb ist das Gebet unersetzlich. Um unseretwillen.

Für diese Woche wünsche ich euch: habt’s Zuversicht und bleibt`s gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 18.05.2022

Kürzlich las ich einen Spruch:

Um dich zu erkenne und voll zu erblühen, musst du beides integrieren – das Licht und die Dunkelheit in dir.

Und ja das stimmt, denn beides gehört zu mir. Beides hat mich zu dem werden lassen, der ich heute bin. Das mit dem Licht ist genauso eine zweischneidige Sache wie mit der Dunkelheit. Unsere Dunkelheiten verstecken wir oft gerne vor uns selbst und vor anderen. Dinge, die uns peinlich sind, Dinge, mit denen wir nicht so gut zurecht kommen, Dinge, unter denen wir nach wie vor leiden. Doch sie gehören zu uns. Zumindest vor uns selbst müssen wir sie nicht verstecken.

Doch mit dem Licht in uns ist es auch kompliziert. Bekommen wir ein Kompliment, ist das vielen von uns peinlich. Neulich sagte mir jemand, als ich ein paar freundliche Dinge sagte: das schmeichelt mir alles. Das fand ich sehr erfrischend, denn da konnte jemand annehmen, was ich in ihm sah. Doch oft schieben wir so schöne Dinge, Komplimente, Lob von uns weg, relativieren es, machen es klein.

Gerade die schönen Dinge, das Licht in uns gehört zu uns, gerade das macht uns aus. Wir sollten es viel mehr unter dem Scheffel hervorholen und nicht darunter verstecken.

Gott sagte über Jesus: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und das gilt für jeden und jede von uns. Gott hat Wohlgefallen an uns. Gott findet uns richtig gut, so wie wir sind. Mit dem, was wir können und dem, was uns misslingt. Mit dem, was wir im Leben richtig und gut gemacht haben und dem, was wir verbockt haben. Mit unseren Sehnsüchten und unseren Ängsten. All das gehört zu uns. Wir werden nur dann richtig erblühen und uns entfalten können, wenn wir beides erkennen und beides integrieren, das heißt, beides als das akzeptieren, was zu uns gehört.

Gott liebt uns. Sollten wir uns nicht auch gerade deshalb selbst lieben? Andere Menschen mögen uns Wunden zugefügt haben, vielleicht haben wir uns auch selbst Wunden zugefügt. Doch im Kern sind wir Gottes geliebte Kinder, gut wie wir sind, geliebt wie wir sind. Und das genügt.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die folgende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 11.05.2022

Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Diesen Spruch habe ich von meiner Oma. Und ich habe mich dieser Tage daran erinnert im Gespräch mit einer Freundin. Gleichzeitig habe ich gemerkt, wie sinnlos es in der Situation war, etwas zu sagen. Es hätte nichts gegeben, was ihr geholfen hätte. Kein Bibelvers, keine Weisheit hätte die Verzweiflung genommen, die aus ihrer Seele gesprochen hat.

Und ich habe gespürt: manchmal ist das Leben einfach nur scheiße. Und manchmal gibt es nichts, was das Leben besser macht. Niemand wird den Krieg in der Ukraine von heute auf morgen beenden. Niemand wird den Hunger auf der Welt beenden. Niemand wird das, was das Herz manchmal schwer macht, einfach so wegnehmen. Und ich habe gespürt: irgendwelche Weisheiten, von wegen im Nachhinein werden wir sehen, was Gutes aus der Situation gewachsen ist. Nein. In dem Moment war das leben einfach nur scheiße. Und dann gibt es nur eine Lösung: aushalten. Schweigen. Gemeinsam trauern und das Schicksal verfluchen.

Ich kenne solche Momente und ich glaube ihr auch. Momente absoluter Dunkelheit. Momente, in denen das Herz schwer ist und die Seele umherirrt, orientierungslos, einsam, schmerzend. Verzweifelt auf der Suche nach einem Weg.

Da tut es gut, wenn mich jemand an die Hand nimmt und mit mir den Weg geht. Jemand, der mir hilft, den Kopf oben zu behalten, den Blick umherschweifen zu lassen. Durch die Dunkelheit, auf der Suche nach einem Licht. Denn eines ist sicher: irgendwo ist das Licht. Irgendwo ist der Weg. Ich kann ihn nur nicht sehen im Moment. Das nennt sich Hoffnung. Und ich glaube, es gibt nichts wichtigeres als Hoffnung im Leben. Hoffnung darauf, dass es irgendwo den Ausweg aus dem Dunkel gibt.

Die Bibel ist voll von Menschen, die genau das erlebt haben. Psalm 23, so mancher Klagepsalm. Menschen, die Gott ihr Unheil vor die Füße gekotzt haben. Die sich vor Gott auf die Knie geworfen haben und ihn angeschriene haben. Balsam für die Seele. Und Gott? Der hält das aus. Der bleibt bei uns.

Das hat mich so manches Mal wieder aufgerichtet. Mir Kraft gegeben, den Weg aus dem Dunkel heraus wieder zu finden. Aus dem Dunkel meiner Seele, aus dem Dunkel meines Herzens.

Gott sei Dank. Ja es stimmt. Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Es ist mehr als ein Kalenderspruch im Wohnzimmer meiner Oma. Es ist Wahrheit, es ist Hoffnung, es ist Kraft. Das wünsche ich euch diese Woche. Den Glauben daran, dass von irgendwoher ein Lichtlein herkommt…das Lied das für mich dazu passt stammt von Habakuk: Weite Räume meinen Füßen – Horizonte tun sich auf. Zwischen Wagemut und Ängsten nimmt das Leben seinen Lauf.

Also, Kopf oben behalten. Nichts ist so schlimm, dass wir verzweifeln oder daran scheitern müssen, denn Gott geht mit. Er stellt uns auf weiten Raum.

Impuls für die Woche 04.05.2022

Letzte Woche habe ich darüber gesprochen, dass es manchmal Menschen gibt, die sagen, sie würden Menschen hassen. Und dass ich das verstehen kann. Und heute läuft mir dieser Dialog über den Weg: bei einer Diskussion über den Krieg, sagt jemand: „Der Mensch „ist mächtiger als Gott.“ – „Wieso das?“, frage ich etwas erstaunt und neugierig zurück. – „Na, was Gott in sechs Tagen geschaffen hat, kann der Mensch an einem Tag zunichte machen.“ Darauf hin war ich ruhig und nachdenklich, denn mir fiel nicht wirklich ein Gegenargument ein.

Wie so viele Menschen frage ich mich, wie man heute noch glauben kann, mit einem Krieg Probleme lösen zu können. Da will man ein Land einnehmen und zerstört es. Was hat man am ende davon? Das ist wie damals im Sandkasten. Ich mache doch nicht dem anderen seine Schaufel kaputt, die ich haben will.

In meiner Bibel lese ich vom Anfang der Welt. In Wahrheit geht es gar nicht um den Anfang der Welt, es geht darum wie Gott ist. Gott spricht: es werde Licht…und es ward Licht. So einfach war das.

Warum funktioniert das heute nicht? Und Gott sprach: es werde Frieden…und es ward Frieden. Ich will gar nicht versuchen, eine Antwort darauf zu geben, denn es gibt nicht wirklich eine. Es ist einfach so. Wir erleben es so, dass Gott anders handelt. Warum? Ich weiß es nicht. Ich weiß allerdings eines: er hat seine Gründe.

Und das lese ich aus dem weiteren Fortgang der Geschichte von der Schöpfung der Welt und von der Arche Noah. Schon am Anfang nach der Schöpfung, nach dem Ringen mit sich selbst und der Vernichtung der Menschheit durch die Sintflut stehen zwei Versprechen von Gott.

Das erste: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ Warum das ein Versprechen ist? Weil Gott da auch den Menschen schon geschaffen hatte. Und er fand ihn gut. So falsch kann die Menschheit also nicht sein. Trotz aller Fehler, die wir so machen, trotz des ganzen Mist im kleinen und im großen. Trotz dem, dass wir oft nahe am Verzweifeln sind.

Und das zweite: Nie wieder soll das Wasser zur Sintflut werden, um alles Leben zu vernichten.  Dieser Bogen ist das Zeichen des Bundes, den ich mit allen Lebewesen auf der Erde geschlossen habe.

Ich sehe ich in letzter Zeit öfter einen Doppelregenbogen. Gerade so, als wollte Gott nachdrücktlich auf sein Versprechen hinweisen. Die Welt wird nicht untergehen, egal, was passiert, denn ich habe euch das versprochen.

Mir macht das Hoffnung, dass die verrückte Welt, in der wir derzeit zu leben scheinen, wieder zur Ruhe kommen wird. Wie auch immer, wann auch immer. Warum? Weil Gott es versprochen hat.

Eine Antwort auf die Aussage vom Anfang habe ich immer noch keine. Doch ich kann eine Erwiderung machen: nein, das stimmt nicht. Gott ist und bleibt mächtiger. Wir sind immer noch da.

Für diese Woche wünsche ich euch: habt´s Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.