Impuls für die Woche 08.05.2024

Neulich habe ich einen Spruch gelesen, der mir gefallen hat. Ich habe ihn gepostet und eine Nachricht bekommen, dass das doch etwas negativ sei. Der Spruch ging ungefähr so: Die meisten Probleme gibt es nur in deinem Kopf. Ein paar sind aber schon echt.
Mir gefällt an deinem Spruch zweierlei.

Zum einen akzeptiert dieser Spruch, dass sich nicht jedes Problem wegpsychologisieren oder wegoptimieren lässt. Es gibt eben Dinge, die sind schwierig. Und dann darf man das auch benennen und akzeptieren. Das ist dann der erste Weg aus der Krise.
Es findet eben nicht nur alles in meinem Kopf statt. Die mehr gewordenen Arbeit durch weniger Personal, die kleinen und großen Wehwehchen, die schwere Krankheit, die schwieriger gewordene politische Lage, weltweit oder auch hier vor Ort. All das existiert und ich kann es nicht durch Meditation oder anderes wegschaffen. Nein, ich kann es nur dadurch bewältigen, dass ich mich nicht immer noch mehr dagegen wehre und meine, das existiert ja nur in meinem Kopf. Ich kann es nur dadurch bewältigen, dass ich es akzeptiere und aushalte bzw. mir evtl. Wege suche, wie ich bestimmte Dinge vermeide und Dinge tue, die mir gut tun und Kraft geben.

Das zweite, was mir an dem Spruch gefällt:
Oft werfen wir einander vor, wir würden ja durch die Jammerei alles noch schlimmer machen. Das stimmt sicherlich auch oft. Oft jedoch auch nicht. Dann ist Akzeptanz ein wichtiger erster Schritt.
Mir geht es mit meiner Kirche oft so. Da wird jemand in sein neues Amt eingeführt und predigt, man solle doch für die Kirche mehr beten, statt immer zu jammern, vor allem dort, wo man die Entwicklungen schlecht finde. Beten schadet nie. Das ist richtig. Und für die Kirche, für liebe Menschen etc. zu beten ist wichtig. Wenn jedoch der Eindruck erweckt wird, dass durch die Aufforderung zum Gebet die Kritik zur Seite geschoben werden soll, dann geht mir das zu weit. Es läuft vieles schlecht, in meinen Augen auch falsch. Das darf und muss dann auch benannt werden. Alles andere fördert gewaltsame Machtstrukturen, die Kritik mundtot machen. Wer also zwischen Gebet und Kritik einen Gegensatz aufmacht, der sollte sich gut überlegen, was er da tut.
Jesus hat in einem anderen Zusammenhang gesagt: Euer Ja sei ein Ja und euer Nein sei ein Nein. Das ist nichts anderes als die Aufforderung zur Wahrhaftigkeit. Es braucht keinen Schwur, um ein Ja zu verstärken, ein Ja ist stark genug. Das ist Wahrhaftigkeit. Ein einfaches Ja reicht, weil ich der sprechenden Person vertraue. Wahrhaftig darf, soll und muss ich sogar zu mir selber sein, wenn ich gesund bleiben will an Leib und Seele. Wenn ich weiß, was mir gut tut, wenn ich tue, was mir gut tut und nicht immer nach dem schaue, was andere von mir erwarten.

Wahrhaftig sein heißt, dass ich erkenne, wann etwas zu Ende geht und neue Wege finde und gehe. Ehrlich sein zu mir selber: was tut mir grade gut und was tut mir nicht oder nicht mehr gut. Das ist oft schwer. Doch manche Probleme sind eben so echt, dass es manchmal nur wen Weg gibt, ihnen dauerhaft aus dem Weg zu gehen.

Wenn es das in eurem Leben zur Zeit gibt, dann wünsche ich euch den Mut, wahrhaftig zu sein. Ich wünsche euch den Mut, euch einzugestehen, was eben für euch echte Probleme sind und die Kraft euch und anderen das einzugestehen. Und uns allen wünsche ich den Mut, immer wieder wahrhaftig zu sein und den Deckmantel der Harmoniesucht mit echter Liebe zu tauschen, die anspricht, was wahr ist auch wenn es weht tut.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 01.05.2024

Vergangene Woche war ich auf Fortbildung in Pappenheim. Es war die jährliche immer noch sogenannte Dorfpfarrerwoche. Der Name ist veraltet, denn längst nehmen auch Pfarrerinnen an der Woche teil, Gott sei Dank.
Seis drum , die Dorfpfarrerwoche hat sich immer schon ausgezeichnet durch den kollegialen Austausch, die vielen kleinen Gespräche am Rande der thematischen Einheiten und Exkursionen dahin, wo das Leben stattfindet. Ob das landwirtschaftliche Betriebe sind, besondere dörfliche oder ländliche Projekte, oder eine landwirtschaftliche Hochschule oder ein Kräutergraten. Manchmal ging es auch hoch her.
Dieses Jahr wurde am Ende von vielen bescheinigt, wie harmonisch diese Dorfpfarrerwoche doch war. Wie jammerfrei sie war, wie fröhlich es zuging. Es scheint das Bewusstsein geherrscht zu haben, dass durch Jammern nichts gewonnen ist.
Es bringt nichts, an den immer gleichen Zuständen herum zu kritisieren, denn davon ändern sie sich nicht. Gleichzeitig stand die Frage im Raum, wie können wir die Schuldfrage umgehen, die doch nie weiterführt und nur ablenkt, und gleichzeitig das, was schief läuft benennen.

Ich glaube, darum wird es zukünftig gehen müssen. Ob kirchlich oder gesellschaftlich. Wir sind gut geübt darin, die Schuldfrage zu stellen. Und wenn wir die beantwortet haben, sind wir zufrieden, nur gewonnen ist dadurch halt nichts.
„Irgendjemand muss schuld sein.“ Das ist die Logik scheinbar einfacher Wahrheiten. Das war schon die Logik in biblischer Zeit. So wurde zum Beispiel vom gläubigen und wohlhabenden Hiob erzählt. Er wurde zum Spielball einer Wette zwischen Gott und dem Satan. Sie wollten schauen, ob er auch gläubig bleiben würde, wenn er alles verlieren würde. So verlor Hiob seinen Wohlstand, seine Viehherde, seine Familie und wurde schließlich sogar selbst schwer krank. Hiob haderte mit Gott, klagte ihn an, schrie und tobte. Gleichzeitig hielt er an seinen Glauben an Gott fest. Als er schwer krank wurde, besuchten ihn drei seiner Freunde. Sie bleiben eine Woche bei ihm und versuchten, Hiob sein Unglück zu erklären. Es lief immer darauf hinaus, dass Hiob ihres Erachtens in seinem Leben etwas falsch gemacht haben musste. Er musste irgendwann und irgendwie schuldig geworden sein, weil ihm ein solches Unglück passiert war. Hiob widerstand diesen Anschuldigungen, und sein Ton gegenüber GOTT wurde lauter und dringender. Er war unschuldig und forderte Gott heraus. Hiob war klar: Gott hatte ihm Unrecht getan. Er schrie Gott an und rief:
GOTT, wo bist du? Wieso tust du mir das an? Was habe ich falsch gemacht?

Gott antwortete sinngemäß: Du hast nichts falsch gemacht, Hiob. Doch du und der Rest der Menschheit, ihr müsst wissen: Ich kann alles tun, was ich will. Meine Handlungen folgen keiner menschlichen Logik, keinem wissenschaftlichem Konzept. Das ist der Unterschied zwischen Mensch und GOTT. Was du gleichzeitig auch wissen musst: Ich habe dir vertraut, genau wie du mir vertraut hast.

Für uns muss irgendjemand schuld sein und oft sind es die, die sich nicht wehren können. Die sog. Altparteien oder Migranten, Zufluchtsuchende, Frauen, Transmenschen, Moslems, da geht es oft gegen Minderheiten. Was wir dabei vergessen: manchmal ist keiner schuld. Auch an den kirchlichen Veränderungsprozessen. Es gibt Dinge, die ereignen sich einfach, die passieren, ohne, dass jemand etwas dafür kann. Es fällt uns schwer zu akzeptieren, dass trotz aller Anstrengungen nicht mehr Menschen in die Kirche kommen, dass niemand schuld ist an nachteiligen. Entwicklungen. Und wir entsprechend auch wenig dagegen tun können. Und damit vergeuden wir dann wertvolle Kraft und Zeit, bei der Suche nach Lösungen. Wir alle sind verantwortlich für eine Welt, die solidarisch handelt und für sozial ausgerichtete Gesundheitssysteme und einem ausgewogenen Ökosystem sorgt. Jeder und jede an ihrem Platz. Das können wir nicht auf andere abwälzen. Wir sind alle gefragt. So wünsche ich euch für diese Woche: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 17.04.2024

Wir leben in schwierigen Zeiten, und jammern auf hohem Niveau. Irgendwo zwischen diesen beiden Polen bewegt sich unser Leben. Auf der einen Seite haben wir Probleme mit aufkommenden rassistischen und menschenverachtenden Tendenzen, Kostensteigerungen für den täglichen Bedarf und der Frage, wie wir unser Leben gut leben und bezahlbar leben können, auf der anderen Seite geht es dem Großteil der Weltbevölkerung deutlich schlechter als den ärmsten unter uns. Doch das tröstet niemanden und das hat auch seine Berechtigung. Gleichzeitig finde ich es gut, dass wir uns weniger mit Existenzängsten herumschlagen müssen und uns Gedanken machen können über Themen wie Gleichberechtigung und Klimaschutz. Wenn wir es denn wollen. Mit dem wollen schaut es da manchmal schlecht aus. Das zeigt in diesen Tagen die Verabschiedung des neuen Selbstbestimmungsgesetztes durch den deutschen Bundestag. Dabei schreien die am lautesten, die sich sonst gerne auf das Grundgesetz berufen, wenn es um Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit geht. Der grundgesetzlich verankerte Schutz der sexuellen Identität hat nichts damit zu tun, ob mir eine Identität gefällt oder nicht. Und meine Freiheit wird auch nicht dadurch beschnitten, dass andere mehr Freiheit bekommen. Es geht also am Ende um eine rein geschmackliche Frage. Will ich etwas oder will ich es nicht.

Doch bei Fragen der persönlichen Entfaltung und Freiheit kann es nur ein Argument geben: schränkt meine Haltung die Freiheit anderer ein? Und während es mich überhaupt nicht einschränkt, wenn sich andere Menschen als non-binär oder wie auch immer identifizieren. Die Freiheit dieser Menschen wird jedoch massiv eingeschränkt, wenn dieses Gesetzt nicht kommt. Deshalb ist es gut, dass dieses Gesetz eingeführt wird, damit Menschen das, was sie in sich fühlen, auch offiziell tragen können, einen anderen Namen, ein anderes Geschlecht und dass ihnen auch in diese Persönlichkeit begegnet wird. So kommen Menschen aus der Nische, aus der Verdrängung, denn sie haben mit dem inneren Kampf oft schon genug zu tun.

Als Christ halte ich es für meine Pflicht, dafür einzustehen, dass Menschen sich frei entwickeln können. Einer der Kernsätze des Evangeliums ist der Ausspruch des Paulus „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“. In seinem Brief an die Galater wendet sich Paulus gegen die dort auftretenden Lehrer, die die Ansicht vertreten, dass man zunächst Jude sein müsse, bevor man sich taufen lässt. Paulus sieht darin die Gefahr, dass das Befreiende des christlichen Glaubens vergessen wird. Der christliche Glaube kann frei machen, wenn man sich bewusst macht, dass dieser Glaube auch über das hinaus weist, dass es immer auch anders sein kann, als es zunächst scheint.

Und das ist etwas, von dem ich das Gefühl habe, dass es uns zunehmend abgeht. Wir fallen entweder zurück in ältere Zeiten oder wir waren in Wahrheit noch nie weiter. Dabei kennen wir Sprichtworte wie „Jeder Jeck ist anders“, „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“ oder andere. Am Ende sagen sie nichts anderes aus, als dass wir alle verschiedene sind und diese Verschiedenheit uns reich macht. Wir müssen jedoch mit ihr umgehen. Sie ist kein Selbstläufer.
Deshalb tut die Erinnerung immer wieder gut, dass wir zur Freiheit befreit sind, wenn wir wieder einmal der Gefahr anheim fallen, uns von selbstgemachten innern oder auch äußeren gesellschaftlichen Mechanismen versklaven zu lassen. Auch dafür gibt es ein Sprichwort: Gönnen können. Gönnen wir anderen doch die Freiheit, die wir uns selbst oft zu wenig gönnen. Vielleicht fällt es uns dann leichter, auch uns solche Freiheiten zu gönnen.
Denn wer gnädig ist zu sich selbst, der ist es auch leichter zu anderen. Und wer gnädig ist zu andere, der ist es auch leichter zu sich selbst.

So wünsche ich euch für die kommende Woche: Habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 10.04.2024

Beziehungen sind ja irgendwie ein schwieriges Geschäft, ob romantische Beziehungen, Geschäftsbeziehungen, politische oder freundschaftliche Beziehungen. Überall, wo Menschen miteinander zu tun haben und evtl. aufeinander angewiesen sind, kommt es immer wieder zu Reibungen.
Und wir neigen dazu, zu schubladisieren. Männer sind so, Frauen sind so. Da mag was dran sein, gleichzeitig finde ich es viel weiterbringender, sich klar zu machen, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen hat. Und jeder Mensch trägt in einer Beziehung egal welcher Art zu deren Gelingen oder eben zu deren Scheitern bei.

Dabei war das von Anfang an ganz anders gedacht. Im alten Testament wird erzählt, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. Inzwischen ist uns klar, dass die biblischen Vorstellungen einer männlich dominierten Gesellschaft entsprungen sind. Wir haben diese Vorstellungen in unserem Glauben dann einfach durch die Jahrtausende hindurch überliefert und selbst im 21. Jahrhundert sind wir noch weit von Gleichberechtigung entfernt, vor allem in unseren Köpfen. Und zwar von einer Gleichberechtigung, der das Geschlecht egal ist. Gott sei Dank bricht das ganze Beziehungs- und Geschlechtergeflecht langsam auf. Jede Person kann nahezu jeden Beruf ergreifen und doch kommen uns manche Kombinationen noch komisch vor. Fragt euch mal selber, welche Berufs-Geschlechtskombinationen euch merkwürdig vorkommen. Ich bin mir sicher, wir werden alle welche finden.

Doch zurück zum Anfang. So schwierig die Kategorisierung, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen habt, auch sein mag und was da auch alles mitschwingen mag, dahinter stand auf jeden Fall der Gedanke, dass zwei in einer Beziehung sich ergänzen. Dass zwei zusammen stärker sind und mehr bewirken können als Einzelne. Ob in der Liebe oder in der Gemeinde, in der Politik oder auf der Arbeit, Beziehungen sind immer auf Gegenseitigkeit angelegt. Sie sind immer auf gegenseitige Unterstützung angelegt und damit auf ein Miteinander auf Augenhöhe. Dazu passt auch das christliche Verständnis von Gerechtigkeit. Gerechtigkeit im göttlichen Sinn bedeutet, dass jeder das bekommt, was er braucht, weniger das, was er verdient.

Ich hab neulich ein Video gesehen, da ging es um Partnerschaft. Oft habe das erlebt, was da gezeigt wurde: nämlich, dass zwei Menschen, dargestellt mit einer Säule, in einer Beziehung zu einer verschmelzen. Jeder wirft seine halbe Persönlichkeit weg und es entstehet eine Partnerschaftspersönlichkeit. Viel sinnvoller und zumindest ein wesentlicher, wenn auch nicht der einzige Gesichtspunkt für gelingende Beziehungen ist, wenn die beiden je eigene Säulen bleiben mit all dem, was sie ausmacht. Gemeinsam bauen sie dann am Tempeldach. So kann und darf jeder das einbringen, was er ist, was er hat und was er kann. Auf Augenhöhe. Wenn natürlich eine Person die Partnerschaft dominieren will, dann entsteht ein Gefälle. Das mag an manchen Stellen seinen Sinn haben, doch manche Firmen fangen bereits an, diesen Gedanken weiter nach zu verfolgen und schaffen die Chefs ab. Flache Hierarchien, weg von Autoritäten. Holokratie nennt sich das. Ich finde das sehr spannend. Kleine Teams von Mitarbeiter*innen mit verschiedenen Fähigkeiten treffen gemeinsam Entscheidungen und übernehmen eigenständig Abteilungen. Die einzige Vorgabe sind die großen Ziele wie Umsatzziele. Das dauert länger in der Entscheidungsfindung, führt aber in der Praxis zu nachhaltigeren Ergebnissen und langfristiger funktionierenden Ergebnissen. Das mag nicht für jedes Unternehmen passen, für Beziehungen scheint es mir jedoch ein Erfolgsrezept zu sein, auf Augenhöhe miteinander zu leben. Wenn beide die gleichen Ziele haben, ergänzen sie sich und unterstützen sich. Und für Gemeinden ebenfalls. Da ist sogar das Ziel vorgegeben mit dem Bau des Reiches Gottes. Das sollte ausreichen, um mit flehcen Hierarchien am selben Strang zu ziehen. Dann wird das vlt auch ein einfacheres Geschäft.

Für die kommende Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 27.03.2024

Sind Stille Tage aus der Zeit gefallen? Ich denke ja und irgendwie auch Nein. Stille Tage sind neben Feiertagen Tage, die einen besonderen Schutz genießen. Dazu gehören der Aschermittwoch – gut an dem Tag haben wohl eh die wenigstens Lust ausgiebig zu feiern – heilig Abend, Allerheiligen oder der Karfreitag. Aber auch er Karsamstag oder der Gründonnerstag, also Tage, die jetzt vor uns liegen. An diesen Tagen sind Unterhaltungsveranstaltungen nur gewahrt, wenn der ernste Charakter, der diesen Tagen entspricht, gewahrt bleibt. Was auch immer das heißen mag. Sportveranstaltungen sind erlaubt, außer am Karfreitag und am Buß- und Bettag. Deshalb gibt es am Karfreitag auch kein Freitagsspiel der Fußball-Bundesliga. Es gibt sogar Filme, die an Karfreitag verboten sind. Die dürfen dann beispielsweise im Kino nicht gezeigt werden.

Einmal abgesehen davon, dass ich sowieso kein großer Freund von Verboten bin. Ich bin der Meinung, dass es viel nachhaltiger – zugegebenermaßen auch viel komplizierter ist – wenn Menschen einsehen, warum bestimmte Dinge oder Verhaltensweisen schlecht sind oder sagen wir besser schädlich. Dann hat das einen weniger moralischen Touch. Also abgesehen davon, finde ich, dass das Konzept der Stillen Tage dann Sinn macht, wenn die Tage auch sonst still sind, also keine Arbeitstage. Dann geht die Stille auch nicht im Lärm des Alltags unter. Denn mal ehrlich: wer merkt denn, dass der Aschermittwoch ein stiller Tag ist? Oder der Gründonnerstag? Oder der Buß- und Bettag?
Dass ein Tag wie Allerheilligen oder der Karfreitag ein besonderer Tag ist, das ist denke ich noch vielen Menschen klar. Beim Buß- und Bettag oder dem Gründonnerstag schaut es schon anders aus. Was ist am Gründonnerstag stiller als an anderen Tagen? Oder am Buß- und Bettag, wenn das keine Feiertage sind?

Diese stillen Tage sind ein Zwischending zwischen Feiertag und Werktag. Auch der Volkstrauertag ist ein stiller Tag, der hat es als Sonntag allerdings auch leichter.
Also stille Tage haben so ihre Probleme. Sie haben auch ihre Vorzüge. Denn ich denke schon, dass wir die Stille brauchen. Auch wenn oder vlt. weil wir uns damit manchmal schwer tun. Für mich ist die Stille auch eher etwas, was ich gerne vermeide. Doch manchmal tut es gut, um den See zu laufen und einfach nur das zu hören, was die Natur von sich gibt. Ohne künstlichen Lärm. So muss es auch Jesus gegangen sein, als er sich in die Wüste oder wie an Gründonnerstag auf den Ölberg in den Garten Gethsemane zurückgezogen hat. In der Stille hat er sich sortiert für das, was da vor ihm lag. Hat Kraft gesammelt und sich vergewissert, dass er begleitet ist.
Das hat ihm gut getan, das hat ihn auf den Weg zurück gebracht. Dass er gezweifelt hat, das wird auch berichtet. Er wäre dem gern aus dem gern aus dem Weg gegangen, was da auf ihn zurollte. Doch er hat sich Gottes Willen gebeugt. Er wusste, dass sein Weg nur so weiter gehen könnte, wenn das, was er gepredigt hatte, glaubwürdig bleiben sollte.

Mir tut es manchmal gut, einfach unterwegs zu sein. Zu laufen. Stille zu genießen. Ich brauche das nicht oft und ich brauche es nicht lange. Doch ich brauche es ab und an.
Wenn ihr es auch braucht, dann ist Karfreitag vielleicht eine gute Idee, sich ein paar Momente zu nehmen. Dafür ist der Karfreitag ein stiller Tag. Vielleicht auch ein Tag, an dem es uns schwerer gemacht wird als sonst, der Stille aus dem Weg zu gehen. Und wem es dann trotzdem zu still ist, der darf ja gerne die Stille durchbrechen, allerdings bitte ohne den anderen die Möglichkeit zur Stille zu nehmen.

So wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später. Frohe Ostern.

Impuls für die Woche 20.03.2024

Am letzten Sonntag war Demo für Demokratie und gegen Rechtsextremismus in Coburg. Und das ist gut so. Natürlich entbrannte daraufhin gleich wieder eine Diskussion in den sozialen Medien. Wo gibt es denn überhaupt noch rechtsradikale, wo marschieren die denn? Da frage ich mich dann, in welcher Welt manche Menschen leben. Einmal kurz gegoogelt, lautet eine der ersten Überschriften: Nazi-Aufmärsche nehmen stark zu. Der Artikel ist vom August 2023. Demnach gab es im ersten Halbjahr 2022 35 Nazi-Aufmärsche und 71 Rechtsrock-Konzerte. Bei uns darf jeder demonstrieren, für alles, was nicht verboten ist. Wer also nicht grade mit der Botschaft marschiert, der Holocaust hätte nie stattgefunden, der darf für alles mögiche und unmögliche demonstrieren. Und das ist auch gut so.

Doch gut finden muss man das nicht und leugnen, dass es das gibt sollte man auch nicht.
Szenenwechsel: in Coburg gastiert Yakari. Kennt ihr nicht? Kannte ich bisher auch nicht. Das ist eine indianerstarke Pferdeshow. Und natürlich entbrennt eine Diskussion um kulturelle Aneignung. Ich kann verstehen, wenn Menschen bei solchen Dingen genervt reagieren. Ich halte es gleichzeitig für wichtig, achtsam mit Sprache umzugehen. Doch wo ist die Grenze, wo es albern wird?
Das muss wohl jeder für sich entscheiden. Es gibt da keine objektiven Maßstäbe. Und das ist ja auch gut so. Ich finde die ganze Diskussion um kulturelle Aneignung beispielsweise übertrieben, auch wenn ich den Sinn dahinter manchmal nachvollziehen kann. Es geht um Achtsamkeit und Respekt anderen Kulturen gegenüber. Schadet uns ganz sicher nicht. Wir müssen es allerdings auch nicht mit der deutschen Gründlichkeit betreiben, für die wir anscheinend bekannt sind. 5 dürfen auch mal grade sein, ohne, dass die Welt daran Schaden erleiden wird. Jesus war nun auch nicht 24/7 im Alarm- oder Weltverbesserungsmodus.

Ganz im Gegenteil, gerade kurz vor Ostern sollten wir uns bewusst machen, dass er gern auch die Stille im Gebet gesucht hat. Vielleicht haben stille Feiertage wieder Karfreitag ja doch ihren Sinn. Damit die Lautstärke – auch und gerade so manchen Unsinns – nachlässt. Was dabei dann Unsinn ist und was nicht, das darf und muss man für sich entscheiden.
Wachet und betet, so fordert Jesus seine Jünger*innen, als ihm in Gethsemane Böses schwant und er mit seinem Schicksal hadert. Und so gehen wir wieder auf ruhige Tage zu. Darauf freue ich mich, dann Ostern ist darin so ganz anders als Weihnachten oder andere Zeiten im Jahr. An Karfreitag kehrt Ruhe ein. Ruhe vom ganzen Unsinn, den wir so von uns geben oder über uns ergehen lassen. Ruhe, die Raum schafft für Gedanken, die sonst im lauten Alltag so untergehen.
Ruhe, die die Möglichkeit gibt über so manches nachzudenken. Wachet und betet…das kann auch heißen: macht es euch bequem, lasst es euch gut gehen und kommt kurz raus aus der Hektik dessen, wo uns die sozialen Medien all zu oft weiß machen wollen, was wir alles lesen, hören und bewerten müssen.

In diesem Sinn wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 13.03.2023

Ich habe vor einigen Jahren verschiedenen Fortbildungen bei Lingua eterna gemacht. Da geht es um achtsame Sprache. Auch gendern ist in aller Munde, hat am Ende aber weniger mit den Grünen zu tun als vielmehr mit gerechter Sprache. Sprache macht eben sichtbar oder unsichtbar. Mit Sprache kann man so vieles machen. Das wissen wir auch aus der Geschichte.

Mein Sohn findet das Sprachkonzept von Lingua Eterna immer ein wenig albern und meint dann gerne mal: „du und dein tolles Sprachkonzept“. Wie wichtig es jedoch ist, achtsam mit Sprache umzugehen und wie sehr es sich lohnt, da genauer hinzuschauen, habe ich heute in einem Instagram-Post erneut erlebt.
Ich glaube wir kennen alle den Kinofilm „Boss Baby“. Wir kennen auch Begriffe wie „Powerfrau“, „Working-Mom“ oder „Girl Boss“. Diese Zusätze machen wir, weil wir damit Frauen oder Mädchen Eigenschafen zuordnen, die wir mit Männern assoziieren.
Diese Worte suggerieren, dass eine Frau trotz ihres Frau-seins stark sein kann, arbeiten kann, Boss sein kann. Und weil wir das von Natur aus anders denken, braucht es diese Zusätze. Dabei ist uns das einfach nur anerzogen. Wir sind so groß geworden.
Genau das gleiche passiert bei einer Quote. Eine Quote ist notwendig, weil wir Frauen nicht zutrauen, dass sie fachlich besser sind als Männer, und aufgrund ihrer Leistung eingestellt oder mit Aufgaben oder Ämtern betraut werden. Deshalb holen wir sie über Quoten in die Teams. Wir sind dabei dann wieder Männer. Wir gönnen den Frauen also, mitmachen zu dürfen. Und schon da sollten alle Alarmglocken läuten.

Mit diesen Begriffen schaffen wir zwei Kategorien, die wir doch gar nicht wollen. Schließlich haben wir doch Gleichberechtigung. Ist das so? In einer Gesellschaft, in der es einen equal pay day gibt oder einen equal care day gibt, gibt es keine Gleichberechtigung. Noch immer haben wir das Bedürfnis, darauf aufmerksam zu machen, dass Pflege oder Bezahlung zwischen Man und Frau unfair verteilt sind. Dabei geht es nicht um Gleichmacherei, es geht um Fairness. Sprich, jeder muss die gleichen Möglichkeiten haben. Und vielmehr muss in den Blick geraten, als das, was wir allgemein mit Pflege und Betreuuung verbinden, denn ich wette, die meisten denken dabei an alte oder behinderte Menschen.
Warum sind mehr Frauen mit der Pflege der Eltern betraut? Weil sie in der Regel schlechter verdienen, weniger arbeiten und damit weniger Verdienst ausfällt. Es scheint das Bewusstsein zu brauchen, dass Pflege beispielsweise nicht zur Gewinnmaximierung der Wirtschaft missbraucht wird, indem der Fokus nur auf der Arbeit liegt und nicht auf allen bezahlten und unbezahlten Care-Tätigkeiten im privaten, ehrenamtlichen und im professionellen Bereich, also überall dort, wo es um Betreuung und Hilfeleistung geht. Ob unter Freunden, ob bei Babys, bei Gebärenden, bei alten Menschen, in der Schule, bei Krankheit oder Behinderung und und und.

Unsere Sprache verrät uns eben genau durch diese Zusätze. Durch diese Begriffe schaffen wir zwei Kategorien. Eine Frauen-Welt und eine Männer-Welt. Niemand sagt Power-Mann. Power wird bei Männern in der Regel bereits mitgedacht. Jesus hat übrigens auch auf Sprache Wert gelegt. Euer ja sei Ja und euer nein sei nein. Jedes weitere Wort ist vom Bösen. Es reicht Ja oder Nein zu sagen, man muss weder schwören noch das nein verstärken. Man muss dem Wort Frau auch nichts hinzufügen, um auszudrücken, dass Frauen die gleichen Eigenschaften und Möglichkeiten haben wir Männer. Nicht jede und alle, genauso wie nicht jeder Mann oder alle Männer das gleich können oder machen. Sich das bewusst zu machen wäre der erste wichtige Schritt.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende Sorgen wir später.

Impuls für die Woche 06.03.2024

Sieben Wochen ohne Alleingänge ist das Motto der Fastenaktion dieses Jahr. Jede Woche hat dabei ihr eigenes Motto. In der heute anbrechenden Woche 4 ist das „Mit der Schöpfung“. Die vierte Woche versetzt uns ins Paradies und erinnert an den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Menschliche Alleingänge ohne Rücksicht auf Pflanzen und Tiere, auf Meere und Landschaften? Darauf sollten wir wirklich verzichten! Und dann lese ich, dass der Verteidigungsminister angeblich plant, eine Richtungsentscheidung zur Wehrpflicht herbeizuführen. Die Wehrpflicht wurde vor 12 Jahren ausgesetzt. Sie kann durch ein einfaches Gesetz wieder eingesetzt werden. Nun kann man darüber streiten, ob es vorausschauend ist, angesichts der veränderten Sicherheitslage in Europa über diese Sache nachzudenken oder ob das wirklich nötig ist.
Man könnte stattdessen auch viel Geld da hinein stecken, dass man sich auf die Suche nach Lösungen jenseits von Krieg und gewaltsamen Auseinandersetzungen macht. Denn Krieg vernichtet nicht nur menschliches Leben, wir zerstören damit auch die Welt um uns herum. Auch deshalb sollten wir alles dafür tun, dass Krieg verhindert wird.

Nun kann man in einer Welt wie der unseren einwenden, dass es nie so sein wird, dass sich alle Menschen einig werden, ohne Krieg und Schutz vor Gewalt anderer leben zu wollen. Dann brauchen wir wohl eine Welt der Abschreckung, in der derjenige die Macht hat, der die meisten, durchschlagskräftigsten und intelligentesten Waffen hat. Das ist keine Welt, in der ich leben will. Deshalb finde ich es bedenklich, wenn die Grenze verschoben wird. Bisher haben wir nur Waffen in das Kriegsgebiet der Ukraine geliefert. Wenn jetzt schon darüber nachgedacht wird, ob man auch Truppen schicken sollte, dann geht mir das zu weit.
Eine Wehrpflicht halte ich für ein völlig verfehltes Instrumentarium. Es ist ja schon schwierig, dass Menschen mit Waffen ausgestattet werden, die gar nicht wollen, wenn es denn zum Ernstfall kommen sollte.
Gleichzeitig heißt es: sieben Wochen ohne Alleingänge. Kann man sich in einem Bündnis also der Gemeinschaft verweigern? Die Frage, ob man seine Freiheit letztlich auch mit Waffengewalt verteidigen muss oder sollte, bleibt ein ethisches Dilemma. Das Ergebnis im Fall eines Angriffs ist klar: verteidigt man sich nicht, wird man eingenommen. Verteidigt man sich, hat man vielleicht irgendwann nichts und niemanden mehr, was oder die es noch zu verteidigen gibt. Denn im Krieg sterben Menschen, und zwar weit mehr als nur Soldaten, die sich das vlt. ausgesucht haben. Es geht nun mal nicht, dass wir einen Bereich einzäunen und dort wird dann ein Krieg ausgetragen. Krieg findet dort statt, wo Menschen leben. Und genau dort sterben Menschen dann auch. In der Ukraine nun schon seit mehr als zwei Jahren.

Es bleibt uns aus meiner Sicht nichts übrig, als beharrlich am Frieden zu arbeiten. Aufrüstung und Aufstellung einer Armee sind dem m.E. hinderlich. Wer dauerhaften Frieden will, der muss auf Krieg verzichten. Das Dilemma: auch das birgt die Gefahr, dass Menschen sterben.
Vielleicht haben wir nur diese Wahl: Menschen sterben, weil wir auf dauerhaften Frieden hinarbeiten oder Menschen sterben, weil wir keine andere Lösung sehen als Krieg und die Spirale dreht sich weiter.
Wenn ich also nur die Wahl habe, zu sterben oder zu sterben, dann sterbe ich liebe für eine nachhaltige Friedenslösung. Doch nicht mal für die gibt es eine Garantie. Ein unbefriedigender Impuls? Ja, ganz sicher. Doch die Frage nach Krieg und Frieden ist in Europa so unbefriedigend wie schon lange nicht mehr. Wir werden uns ihr stellen und uns entscheiden müssen. Denn wir leben eben nicht im Paradies.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 28.02.2024

Max Eberl ist der neue starke Mann beim FC Bayern. Er wurde lang erwartet und ebenso hoch sind die Erwartungen an seine Arbeit. Er wurde als Heilsbringer bezeichnet. Wird nun alles anderes? Ja und Nein. Ja, denn neue Menschen, neue Angestellte machen Dinge anders als ihre Vorgänger*innen. Einerseits sind sie andere Typen mit einer anderen Geschichte. Was den Vorgänger vielleicht aufgeregt oder angestachelt hat, das ist der Nachfolgerin völlig egal. Sie springt auf andere Dinge an. Neue Mitarbeiter*innen machen aber schon deshalb Dinge anders, weil sie eine andere Sichtweise mitbringen. Weil sie neue Schwerpunkte setzen, weil ihnen andere Dinge wichtig sind.
Und sie machen gleichzeitig viele Dinge einfach so, wie sie bisher auch waren. Weil da andere sind, die vor ihnen da waren und die nicht einfach umzukrempeln sind. Weil es bestimmte Zwänge gibt, an die man sich halten muss.
Was ich an der Vorstellung aber vor allem beeindruckend finde: Max Eberl hat von Anfang etwas gesagt, was Jesus vor 2000 Jahren schon wusste und wonach er gehandelt hat. Es geht nur im Team. Denn natürlich hat man ihn darauf angesprochen, wie er mit dem bisherigen Mitarbeiter, der für die Mannschaft zuständig ist, Christoph Freund in Zukunft zusammenabreiten würde. Seine Antwort war sehr klar: es geht um eine klare Aufgabenteilung und es geht nur im Team.
Ein starker Mann, der weiß, was er kann, der weiß, was er will, ist sich darüber völlig im klaren, dass er ohne die neben ihm nichts bewirken kann. Wenn er scheinen will, dann muss er die neben sich auch scheinen lassen. Sie in den Schatten abdrängen, schadet dem großen Ganzen und damit auch ihm.

Als Jesus die Jünger damals aussandte, um seine Botschaft unter die Menschen zu bringen, da hat er sie immer im Team ausgesandt. Immer zu zweit. Denn zu zweit ist man weniger einsam. Zu zweit hat man immer jemanden dabei, der einen ermutigen kann. Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude. Es macht also Sinn, sich zusammen zu tun.
Wenn wir das in unseren Kirchen auch verstehen würden, dann wären wir wohl schon sehr viel weiter. Es macht Sinn, sich zusammen zu tun. Stattdessen ist der Konkurrenzkampf manchmal vorrangig. Darin verschleißen wir uns und verbrauchen unsere Kräfte. Es darf ja nicht sein, dass es etwas bei uns nicht gibt, was die in der Nachbargemeinde hinbekommen.

Derzeit tun sich viele Gemeinden zusammen und bilden einen gemeinsamen Kirchenvorstand. Es sei mal dahingestellt, ob das die grundlegenden Probleme unserer Kirche lösen wird. Es wird nicht mal die Probleme vor Ort lösen. Doch es macht die Arbeit leichter. Wenn ihr Leute habt, die eine gute Kinderkirche auf die Beine stellen können, dann müssen wir das nicht machen. Wenn wir Leute haben, die ein Herz für meditative Gottesdienste haben, dann müsst ihr das nicht machen.
Es geht nur noch gemeinsam. Es ging an sich schon immer nur gemeinsam, weil wir Menschen auf Gemeinschaft angelegt sind.
Manchmal denke wir auch, dass ein Ortswechsel unsere Probleme löst. Schließlich hat Jesus seinen zu zweit ausgesandten Jüngern auch gesagt: dort wo man euch nicht mehr haben will, schüttelt den Staub von den Schuhen und zieht weiter. Dummerwiese nehmen wir uns selbst halt mit. Auch das weiß Max Eberl. Eine neue Arbeit löst nicht die Probleme, die er in der Vergangenheit hatte. Nein, weil er die gelöst hat, ist er nun bereit für eine neue Arbeit. Die Augen verschießen löst nicht unsere Probleme in den Kirchengemeinden. Lamentieren auch nicht. Sich zusammentun mag sie auch nicht lösen oder zumindest nicht sofort, es wird dadurch aber leichter. Unser Horizont weitet sich, die Aufgaben erscheinen leichter und wir merken: die anderen haben die gleichen Sorgen wie wir. Es lohnt sich, nach rechts und nach links zu schauen. Wir sehen: wir sind mit anderen unterwegs und sind nicht allein.

Für die neue Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 21.02.2024

Letzte Woche habe ich erfahren, dass eine ehemalige Kollegin von mir vor Gericht steht. Gleichzeitig habe ich erfahren, dass sie inzwischen nicht mehr in der Gemeinde arbeitet, sondern für einen Verlag als Lektorin. Warum stand sie vor Gericht? Sie ist mittlerweile Aktivistin für die letzte Generation. Als solche hat sie drei Minuten den Verkehr auf dem Bochumer Südtring blockiert. Drei Minuten. Und dafür beschäftigen wir ein Gericht. Noch dazu ist der Prozess geplatzt und muss neu angesetzt werfen.
Wir haben als Gesellschaft vieles erreicht. Unser technologischer Fortschritt ist wirklich gut. Gleichzeitig finde ich habe wir menschlich Rückschritte gemacht. Als in den 80ern die atomare Aufrüstung im Gespräch war, haben sich über 100000 Menschen am Ostermontag 1986 bei Wackersdorf zu einer Demonstration zusammen getan. An Pfingsten 1986 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen auf dem Baugebiet der Wiederaufbereitungsanlage. Der Scheibenwischer, eine Kabarettsendung, die sich kritisch mit den negativen Folgen der Atomenergie auseinandersetzte wurde vom bayrischen Rundfunk aus dem Programm gestrichen. Am letzten Ende wurde die Anlage in Wackersdorf nicht gebaut. Ziviler Widerstand hatte sein Ziel erreicht.
Neuer Schauplatz: Samstag für Samstag ist der Zeitplan der Fußballfans durcheinander gebracht. Die Ultras kämpfen gegen den geplanten Investorendeal der DFL. Und das seit Wochen. Ich muss zugeben, mittlerweile nervt es. Auch, weil es vorhersehbar und berechenbar geworden ist und man sich nichts Neues einfallen lässt. Weil mit einer Arroganz aufgetreten wird, als seien die Ultras das Nonplusultra und weil sie keine anderen Wege suchen, statt der Mehrheit im Stadion auf die Nerven zu gehen. Alles in allem richten sie jedoch keinen Schaden an. Das mediale Echo? Überschaubar.

Bauern demonstrieren und sperren Autobahnauffahrten und nerven damit Verkehrsteilnehmer und ernsten Zuspruch. Die größte Protestbewegung derzeit sind die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. Sie ernten viel Zuspruch, nur von denen nicht, gegen die sie sich richten.

Schließlich: ja auch die Aktivisten der letzten Generation nerven. Doch sie richten keinen Schaden an. Auch wenn es oft anders dargestellt wird. Das medial Echo? Horrende hoch. Politisch wurden sie bereits als Terrororganisation bezeichnet. Da frage ich mich: geht’s eigentlich noch? Da stellen sich junge Menschen hin und kämpfen für das, was uns alle angeht: unser Klima und die Zukunft. Und wir sind genervt, weil wir länger zur Arbeit brauchen, weil Zufahrtswege zugestellt sind. Medial wird es entsprechend hochgepusht. Doch sie wissen längst, dass es so nicht weitergehen kann.
Und sie haben Jesus auf ihrer Seite. Als es ihm zu bunt wurde mit dem Handel in den Tempeln, hat er sich nicht hingesetzt und Diskussionen angefangen, Er hat gewütet und deutlich gemacht: Mein Haus soll ein Bethaus sein. Ihr missbraucht es.
Ich bewundere meine Kollegin, denn es braucht diese Art von Protest. Gleichzeitig ist es nicht mein Form von Protest. Auf Demos gegen Rechtsextremismus und für Demokratie, da fühle ich mich auch am richtigen Platz. Denn auch hier geht es um unsere Zukunft. Gleichzeitig bewundere ich den Mut, der Aktivisten der letzten Generation. Und sie unterschieden sich auch von den Ultras in den Stadien, denn sie stellen ihre Aktionen um. Gut so. Denn irgendwann nutzt es sich einfach ab.
Wofür stehen wir ein? Sieben Wochen ohne Alleingänge heißt die diesjährige Fastenaktion. Denn gemeinsam bewirken wir viel. Auch an unterschiedlichen Fronten und Stellen. Wichtig ist, dass wir für etwas einstehen. Also, wofür stehst du?

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.