Impuls für die Woche 21.07.2021
Von allen Seiten umgibst du mich, Gott, und hältst deine Hand über mir.
So steht es in Psalm 139. Ich finde, das ist einer der schönsten Psalmen der Bibel. Er drückt Geborgenheit aus, gewollt sein. Er drückt aus, wie wichtig wir für Gott sind. Egal, wo wir hingehen, Gott geht mit. Egal, ob es in die finstersten Tiefen unserer Existenz geht, oder auf die höchsten Höhen des Glücks, Gott geht mit. Dieser Vers aus Psalm 139 wird gern als Taufspruch ausgewählt. Ich glaube, das liegt daran, dass er hoffen lässt. Er schenkt Hoffnung in dieser manchmal rauen Welt behütet und geschützt zu sein. Und es gibt wohl nichts wichtigeres, als das Gefühl, behütet und geschützt zu sein.
Ein Tag im Strandkorb hilft bisweilen, das zu spüren. Der Korb umgibt mich zwar nicht von allen Seiten. Doch er ist wie eine kleine bergende Höhle, die schützt vor Wind, fliegendem Sand, Sonne und den Blicken der Anderen. Ein Schutz- und Erholungsraum mit Ausblick in die Weite. Er ist stabil und sicher im Inneren, gleichzeitig ist er offen und beweglich. Er lässt sich ja drehen, in die Sonne, in den Schatten, weg vom Wind, hin zu den Nachbarn. Ein Raum zum Dösen und Lesen, zum Gucken und Essen, zum Quatschen und Nachdenken, zum Sein und Entspannen. Von fünf Seiten umgeben und behütet.
Vielleicht sind Strandkörbe immer noch so beliebt, weil man in ihnen sicher und gleichzeitig frei sein kann. Göttlich.
Für die kommenden Sommerwochen wünsche ich euch so einen Strandkorb, einen Schutzrum, in dem ihr euch sicher und geborgen fühlt.
Außerdem wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später-
Gottesdienst am 7. Sonntag nach Trinitatis
Impuls für die Woche 14.07.2021
Traditionell ist im Juli der Taufsonntag. Letzten Sonntag war es wieder soweit. Wir gedenken der Taufe. In manchen Gemeiden wird an diesem Tag die Jubelkonfirmation gefeiert, weil das zusammen passt. Die Konfirmation ist die Bestärkung der Taufe. In anderen Gemeinden finden Tauferinnerungsgottesdienst oder Taufgottesdienste statt.
Die Kirche wird geschmückt. Wir schmücken und selbst auch. Mit schöner Kleidung oder Schmuck am Taufstein. Musik spielt. Wir singen. Es gibt eine Taufkerze und Geschenke. Alle wollen Fotos machen. Wir feiern das Leben, trotz allem, was das Leben manchmal schwer und mühsam macht.
„Wo du ein Kind siehst, da begegnest du Gott auf frischer Tat.“ Hat Martin Luther gesagt und behauptet also: Gott ist längst da, ohne unser Zutun.
Wenn wir ein Kind sehen leuchtet es auf – und ein: wir sind beschenkt. Ein Mensch ist ein Mensch, bevor er sich nützlich macht und etwas erwirtschaftet. Ein Mensch bleibt ein Mensch, wenn er all das nicht mehr kann. Kein Mensch muss perfekt sein.
Ein Mensch ist ein Mensch, weil Gott ihn geschaffen hat. Egal, was andere in ihm sehen, egal, was andere von ihm erwarten oder nicht erwarten. Gott sieht die wahre Schönheit in uns, die seines geliebten Kindes. Kein Mensch muss perfekt sein. Kein Mensch muss sich für andere aufopfern. Kein Mensch soll darunter leiden, dass andere nur auf sich statt auf andere schauen. Gott hat uns als seine geliebten Kinder geschaffen. Er will, dass wir leben. Er will, dass wir glücklich sind. Er stärkt uns den Rücken. Das ist Taufe. Die Zusage des großen Gottes: ich will dich behüten, wo auch immer du sein wirst. Dir wird zwar sicherlich im Leben so manch schlimmes begegnen. Doch dir werden auch gut Dinge geschehen. Und in allen Dingen bin ich bei dir.
Taufe ist also so etwas wie ein Vorschuss aufs Leben im Namen Gottes. Oder wie Jesaja das ausdrückt: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die darauffolgende sorgen wir später.
Gottesdienst zum 6. Sonntag nach Trinitatis aus dem Kirchengemeindehaus am Moos
Abendgebet am 07.07.2021
Impuls für die Woche 07.07.2021
Städtetour nach München. Abends geht es zum Essen und auf ein Bier ins Gasthaus. Es ist brechend voll, heute fast unvorstellbar. Und so landen wir – meine frau, ein Freund und ich – am langen Wirtshaustisch. Gegenüber sitzt ein Bayer, der anscheinend schon eine ganze Weile da sitzt und schon mehr Bier getrunken hat, als ihm gut tut. Erst schaut er uns nur an, dann hebt er seine Maß und prostet uns zu. „Rudi, Rudi.“ Was mag er damit meinen? Wir schauen uns irritiert an. Unser Freund, ein wohlerzogener Norddeutscher hebt sein Glas und antwortet: „Rudi, Rudi“. Unser Gegenüber, etwas irritiert, antwortet noch einmal: „Rudi, Rudi“. Und unser Freund – ihr ahnt es: antwortet wieder…in der Zwischenzeit bereue ich, dass wir in dieses Gasthaus gegangen sind.
Endlich wird mir klar, worum es hier geht. Kein geheimnisvolles bayrisches Trinkritual – sondern schlicht die gegenseitige Vorstellung. Ein klassischer Fall von babylonischer Sprachverwirrung. Einander zu verstehe – das braucht manchmal ein wenig Phantasie und Offenheit dem anderen gegenüber. Doch wenn es gelingt, haben beide Seiten etwas davon. Nicht nur am Biertisch, auch in der Ehe, auf der Arbeit oder im Alltag.
Wir erleben das ja immer wieder, dass wir etwas sagen und der andere versteht uns einfach nicht. Oder er reagiert nicht, wie wir es erwarten. Dafür gibt es viele Gründe. Unter anderem, weil wir eine unterschiedliche Sprache sprechen. Zum Beispiel in der Liebe. Die einen reagieren auf ein Geschenk, die anderen auf Zuwendung, die dritten drücken Ihre Liebe aus, indem sie für den anderen viel tun oder etwas tun, was ihrer Ansicht nach beiden hilft. Am Ende ist Kommunikation der Schlüssel zu allem. Auf die Spitze wird das in juristischen Verträgen getrieben. Dort wird so kompliziert geschrieben, damit auch alles hieb- und stichfest ist, damit alles abgesichert und klar ist.
Wir haben es in der Kneipe erlebt: wenn zwei miteinander reden, heißt das noch lange nicht, dass sie einander verstehen. Mir zeigt das einmal mehr, wie wichtig es ist, miteinander zu reden. Ideal finde ich es, wenn man sich ohne Worte versteht. Wenn die Dinge einfach klar sind. Das ist dann das größte Geschenk. Und das gibt es immer wieder. Wo es das jedoch auf jeden Fall für jeden von uns gibt, ist bei Gott. Der versteht uns, ohne, dass wir ihm ein Wort sagen müssen. Denn er hat uns geschaffen, er kennt uns.
Ich wünsche euch, dass ihr das in diesen Tagen spürt, dass ihr getragen seid, dass ihr verstanden seid.
Für diese Woche wünsche ich: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.
Gottesdienst am 05. Sonntag nach Trinitatis
Abendgebet am 30.06.2021
Impuls für die Woche 30.06.2021
Wenn es warm wird stellt sich automatisch die Frage: wie kann ich mich abkühlen. Wir trinken mehr, wir schwitzen mehr. Da ist eine Quelle, die aus einem Felsen entspringt eine willkommene Möglichkeit, sich abzukühlen während einer Wanderung. In meiner alten Gemeinde hatten wir im Kirchenwald auch eine Quelle. Das Wasser, das aus der Quelle kam, war so klar und sauber, dass es Trinkwasserqualität hatte. Auch von weiter her kamen Menschen und füllten sich Kanister ab.
Was sind meine Quellen neben den Wasserquellen? Wo bin ich verwurzelt? Bin ich standfest? Wenn ich mir ganz dicke alte Bäume anschaue, dann frage ich mich, wie tief seine Wurzeln wohl in den Boden ragen mögen? Woher bekommt er seine Nährstoffe, was ist seine Quelle?
Was sind meine Quellen? Wo fließt Lebendigkeit in mein Leben? Wo schöpfe ich Kraft?
Ich schaue mir den Baum an und sehe: er trägt Früchte.
Wo trägt mein Leben Früchte? Was macht den Unterschied für diese Welt, dass es mich gibt?
Dieser baum hat auch abgebrochene Äste, verwachsene Bruchstellen. Auch in meinem Leben gibt es das. Zugewachsene Verletzungen, Abbrüche in meinem Leben. Mag ich mich mit diesen Narben, mit den Spuren, die das Leben hinterlassen hat?
Im Herbst spendet der Baum neuen Samen. So entsteht und wächst neues. Bei mir und in dieser Welt.
Gesegnet ist der Mensch, der wie ein Baum ist, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zu, Bach hin streckt. So heißt es bei Jeremia.
Ich entdecke viel von einem Baum in meinem Leben. Und ich lese, dass ich gesegnet bin, wenn ich wie ein Baum bin. Das macht mir Mut. Auch das Gebrochene, das krumme gehört zu mir, zu meinem Leben. Es macht mich zu dem, der ich bin. Damit gehe ich weiter meinen Weg. Wohin auch immer er mich hinführt, er steht unter Gottes Segen. So kann mir nichts passieren.
Für die neue Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sogen wir später.