Neulich hat jemand zu mir gesagt, ich eine markante Persönlichkeit. Ich habe dann erstmal gegoogelt, was markant in dem Zusammenhang genau bedeutet. Ich habe gefunden: auffällig, auffallend…das fand ich weniger schön, denn auffallen wollte ich nie. Auffallen um des Auffallen willens ist nicht mein Ding. Dass ich trotzdem auffalle, mag daran liegen, dass ich oft Dinge sage, die jetzt nicht unbedingt das sind, was man erwartet. Da gefiel mir die andere Bedeutung: charakteristisch, ausgeprägt viel besser. Eine weitere Bedeutung ist auch: zur Identifikation heranziehbar. Das gefällt mir auch, denn das sind wir als Pfarrer*innen mit Sicherheit.
Und dann lief mir vor ein paar Tagen auf Instagram ein kleiner Clip über den Weg.
Ich komme aus einer Bewegung, in der man immer wieder gefragt hat: what would Jesus do…was würde Jesus tun. Abgesehen davon, dass ich nichts von solchen Fragen halte, denn wer will das schon wissen, wie Jesus handeln würde, fand ich den Clip sehr amüsant. Denn er war gegen das Erwartbare gebürstet. Da sagte einer: Sei wie Jesus. Und der andere antwortet: Also habe ich getrunken und gefeiert…da meinte der erste: nein, anders. Also habe ich Tische umgeworfen…
Ja so war Jesus. Er hat gefeiert, wenn es etwas zu feiern gab und er hat tische umgeworfen und ein Statement in deutlichen Worten gesagt, wenn er das für nötig hielt: Mein Haus soll ein Bethaus sein hat er gesagt und die Händler aus dem Tempel vertrieben, die seiner Meinung nach das Gotteshaus missbraucht haben. Und tatsächlich braucht es beides. Auch in unserem privaten leben: Feiern und Tische umwerfen.
Das Feiern ist in den letzten Jahren in unserer Kirche zu kurz gekommen. Erst Corona und dann in Windeseile eine Veränderungen nach der anderen. Erst die Gebäude, dann die Stellen, dann die Erkenntnis, dass uns in den kommenden Jahren Massen an Personal verloren gehen werden. Und damit einhergehend Veränderungen, manchmal vlt. überstürzte Veränderungen. Glauben ist gemeinsam feiern, so heißt es Lied. Das müssen wir uns zurück holen. Entspannt feiern. Liturgisch aber auch kulinarisch.
Das zweite: Tische umwerfen. Weniger im Sinn von alles auf links drehen, mehr im Sinn von, raus mit dem, dessen Zeit gekommen ist. Mutig sein. Vielleicht fliegt dabei auch so mancher Tisch um, der nicht umfallen müsste. Doch nur so entsteht Platz und der Blick nach vorne fürs neue. Neue Aktionen, neue Gottesdienstformen, neue Gottesdienstzeiten, keine heiligen Kühe mehr. Auch im privaten Leben. Was tu tmir gut und was tut mir nicht gut. Wer tut mir gut, wer tut mir nicht gut? Natürlich kann ich nicht einfach alle aus meinem Leben streichen, die mir nicht gut tun. Denn beispielsweise mein Chef bleibt mein Chef, es sei denn ich wechsel den Arbeitsplatz.
What would Jesus do? Was würde Jesus tun? Ich orientiere mich lieber an dem, was er getan hat. Er hat gefeiert und er hat Tische umgeworfen und er wusste, wann es was braucht. Mein Haus soll ein Bethaus sein…daraus ziehe ich meine Kraft. Aus dem Gebet. Aus einem kurzen Gebet zwischendurch, wenn ich es grade brauche. Ein Danke oder ein Lass mich bitte das gut schaffen.
Was auch immer ihr grade braucht, ich wünsche euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.