Impuls für die Woche 18.09.2024

Hoffnung kann man lernen. Klingt komisch? Ist aber so. Der Psychologie-Professor Curt Richter hat in den 60er Jahren ein makabres Experiment durchgeführt. Er warf Ratten in ein Wasserbecken, aus dem sie sich alleine nicht befreien konnten. Obwohl Ratten gute Schwimmer sind, ließen sich manche Tiere schon nach wenigen Minuten sinken. Sie hatten sich aufgegeben und akzeptierten den Tod. Richter fischte einige der fast ertrinkenden Ratten aus dem Wasser, setzte sie aufs Trockene – und warf sie dann erneut in das Becken. Diese Ratten schwammen nun bis zu 60 Stunden im Becken.
Die Wissenschaftler erklärten das damit, dass die Ratten noch nie zuvor die Erfahrung gemacht hatten, dass sie jemand aus einer Gefahr rettete. Deshalb gaben sie nach 15 Minuten auf. Ihre Artgenossen mit der Verschnaufpause jedoch erlebten, dass Rettung möglich ist. Man hatte ihnen Hoffnung gegeben, die sie tagelang durchhalten ließ.
Wir kennen alle Beispiele, in denen Menschen durch Hoffnung Unvorstellbares überlebt haben – die Minenarbeiter in Chile, die Kinder in der Höhle in Thailand, Überlebende in Wüste, Dschungel oder auf hoher See… Hoffnung setzt Kräfte frei, die über Leben oder Tod entscheiden können.

Aber es gibt auch das andere Phänomen: Schwedische Wissenschaftler haben vor rund 20 Jahren bei Flüchtlingskindern das Resignationssyndrom entdeckt. Das Resignationssyndrom tritt besonders bei Kindern auf, die durch Erfahrungen von Folter, Verfolgung oder furchtbaren Fluchterlebnissen traumatisiert wurden. Hören sie von ihrer Abschiebung, fallen sie in einen komaähnlichen Zustand, essen und sprechen nicht mehr und brauchen wieder Windeln. Sie nehmen am Leben nicht mehr teil. Diese Kinder haben jegliche Hoffnung auf eine gute Zukunft verloren.
Hoffnung ist der Motor unseres Lebens. Hoffnung treibt uns vorwärts. Wo Hoffnung fehlt, geht nichts mehr. Hoffnung hält uns buchstäblich über Wasser.
Was macht sich in Eurem Leben gerade breit? In Thüringen wurde die AfD stärkste Kraft. In den USA steht Trump wieder zur Wahl zum US-Präsidenten, diesmal als verurteilter Straftäter. Was macht sich bei euch breit? Resignation über die Lage in der Welt, in Deutschland, in der Wirtschaft, in der Bildung, in der Gemeinde und in Eurem Leben? Oder Hoffnung auf die Möglichkeiten, Hoffnung auf Veränderung, Hoffnung auf die Zukunft?

Ich glaube tatsächlich, dass es dann erst vorbei ist, wenn die Hoffnung zu Ende ist. So lange es Hoffnung gibt, gibt es einen Lichtblick. Man sagt nicht umsonst: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das bedeutet nichts anderes, als dass man die Hoffnung nicht aufgeben soll, den Glauben haben soll, dass es gut wird. Manchmal ist das wirklich schwierig. Da stirbt ein geliebter Mensch aus dem Nichts. Da bekommt man eine schlimme Diagnose. Da verliert man seine Arbeit. Und auf einmal ist alles anders. Da die Hoffnung zu bewahren ist manchmal wirklich viel, vielleicht sogar zu viel verlangt. Es braucht dann etwas Trotz, und wahrscheinlich viel Unterstützung, dass man nicht verzweifelt.

Hoffnung kann man lernen. Indem man die Erfahrung macht, dass man aufgefangen wird. Indem andere uns ermutigen. Indem andere mit uns schweigen, weinen, lachen, klagen, uns bei der Hand nehmen und mit uns den Weg gehen.
Wenn ihr so jemanden grade braucht, dann hoffe ich, dass sich jemand findet, der an eurer Seite ist. Gott ist es auf jeden Fall. Denn er hat uns durch Jesus Hoffnung gemacht, dass das Leben den Tod überdauert. Wie auch immer.

Für diese Woche wünsche ich euch, Habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.