In dieser Woche beginnt die Schule wieder. Die Ferien sind vorbei: Schüler*innen und Lehrer*innen machen sich auf ins neue Schuljahr. In einer neuen Schulklasse spiele ich oft ein Spiel. Normalerweise bestehen Religionsklassen aus zwei Klassen an meiner Schule. Die Gruppe ist also neu, weil über den Klassenverband hinaus SuS dabei sind und gewohnte Gesichter fehlen. Religion trennt hier also einerseits, ande-rerseits vereint sie neue Menschen zu einer neuen Gruppe.
Das Spiel ist ganz einfach: ich nenne verschiedene Eigenschaften oder Fakten und wer sich dabei wiederfindet geht an den dafür vorgesehen Ort. Beispiel: Alle, die Ge-schwister haben gehen ans Fenster, die anderen an die gegenüberliegenden Wand. Alle, die Haustiere haben gehen ans Fenster, alle anderen an die gegenüberliegende Wand. Und so kommen wir dann ins Gespräch.
Die Schüler*innen merken, dass die Gruppe, zu der sie gehören immer wieder wechselt. Mal bin ich da dabei, mal bin ich mit denen in einer Gruppe, dann wieder mit den anderen.
So wie es im Leben eben auch ist. Im Sportverein treffe ich diese Menschen, im Le-sezirkel ganz andere. Und trotzdem verbindet uns etwas. Und zwar etwas positives, etwas woran wir Freude haben, etwas, was uns begeistert.
So ist das im christlichen Glauben. Uns verbindet etwas, und zwar etwas positives. Wir erleben es viel zu oft, dass uns negative Dinge verbinden. Negative Gedanken der Machtlosigkeit beispielsweise den gesellschaftlichen oder politischen Dingen ge-genüber. Wir verfallen dann in sehnsüchtige Gedanken, früher wäre alles einfacher und besser gewesen. Und wir wissen gleichzeitig, dass das zum einen nicht stimmt und dass uns das zum anderen nicht hilft. Wobei, natürlich hilft Klagen. In der Bibel gibt es unzählige Erzählungen, in denen die Klage im Vordergrund steht, weil das zum Leben einfach dazu gehört. Klagen muss man auch können und dürfen. Denn Klagen erleichtert die Seele. Allerdings ist es dann auch wichtig, sich aus der Klage wieder aufzumachen.
Auch das geht gemeinsam besser. Wenn also Kirchengemeinden oder Lehrer*innenkollegien, um zwei Beispiele zu nennen, über die schwierigen Umstände, die vielen Ver-änderungen klagen, dann ist das gut, weil es verbindet. Und dann ist es wichtig, dass man sich gemeinsam auf die Suche nach angemessenen Lösungen macht. Dass man sich aus der Klage auch wieder heraushilft. Das geht gemeinsam besser und einfach, als wenn man das allein bewältigen muss.
Manchmal steht tatsächlich nur ein Schüler oder eine Schülerin allein am Fenster. Auch das ist eine Erfahrung, die wichtig ist. Für die einzelnen genauso wie für die, die in die großen Gruppe gegenüber stehen. Denn es ist die Ausnahme. Meistens erfahren die Schüler*innen: ich bin in einer Gemeinschaft aufgefangen.
Das beginnt schon bei der Taufe. Deshalb lasse ich gern Geschwisterkinder ihre Taufkerze mitbringen und zünde sie im Taufgottesdienst auch an. Damit sichtbar wird, dass wir in eine Gemeinschaft gehören.
Zu welchen Gemeinschaften gehört ihr? Wo fühlt ihr euch wohl? Wo ist es eher schwierig? Denkt doch mal drüber nach.
Gute Gedanken wünsche ich euch.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.
Gesellschaftliches Klima Wahl Thüringen