Impuls für die Woche am 12.06.2024

In gut zwei Wochen werde ich eine Beerdigung halten. Das an sich ist ganz normal in meinem Beruf. Ungewöhnlich sind diesmal die Rahmenbedingungen. In der Traueranzeige steht kein würdiger gesetzter Spruch oder Bibelvers. Da ist hingegen von der coolsten Oma die Rede, da wird ein Prost in den Himmel gesendet und ein Karnevalsgruss. Außerdem heißt es in der Traueranzeige sonst nur: danke danke danke. Und es wird von einer Lebensfeier gesprochen.
Ich finde das klasse. Denn daraus spricht eine Haltung, die das Leben genießt, die dem Leben positiv entgegen geht und die den Tod als einen Teil des Lebens ansieht, denn nichts anderes ist er. So wünsche ich mir meine Todesanzeige auch. Wohlwissend, dass ich da nichts mit zu reden habe und denen, die mich lieben und zurückbleiben nicht in ihre Form der Trauer reinreden will. Sie müssen und sollen selbst entscheiden, wie sie mein Leben nach dessen Ende für sich beschließen wollen. Mir ist es viel zu oft begegnet, dass Menschen ihren zurückbleibenden Lieben Vorschriften gemacht haben, was bei ihrer Beerdigung passieren soll.
Natürlich wäre mir angemessen, wenn die Beerdigung mit dem Stern des Südens, der Hymne des FC Bayern endet. Doch soll ich das denen antun, die zu meiner Lebensfeier kommen werden? Ob sie wollen oder nicht? Denn der Herr hat sie in meine Hand gegeben, schließlich ist es meine Beerdigung? Da will ich noch ein letztes Mal das Sagen haben.

Ich habe das noch nie verstanden. Da will jemand auf einem bestimmten Friedhof beerdigt werden und die gesamte Familie leidet darunter. Hauptsache, man hat den letzten Willen des Verstorbenen erfüllt. Sein Testament sozusagen. Das geht manchmal soweit, dass sterbende ihren Partner*innen das Versprechen abnehmen, dass das Kind, zu dem man seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, nicht zur Beerdigung kommen darf. Und darunter leiden dann das Kind und die zurückbleibenden Partner*innen. Ich finde das unbarmherzig und hätte auch keine Probleme, mich über so einen letzten Willen hinweg zu setzen. Das muss einfach nicht sein. Man muss nicht auf Geheiß der verstorbenen Person sich und andere quälen. Jesus hat seine Mutter an den Lieblingsjünger Johannes verwiesen und diesen an seine Mutter. Die zwei sollten sich in ihrer Trauer stützen. Die Geschichte zeigt: Verfügungen über den Tod hinaus sind dann sinnvoll, wenn sie das Wohl der Hinterbleibenden im Auge haben. Man muss schon ein Herz haben für die, die man verlassen muss.
Zum anderen ist es gut, wenn in Überlegungen, was nach dem Tod sein soll, rechtzeitig alle einbezogen sind. Zumindest so, dass sie in Gedanken und in Gesprächen mit ihren Gefühlen, in ihrer Lebenssituation vorkommen, selbst wenn sie nicht persönlich anwesend sind. Vielleicht ist das die letzte Chance, sich doch zu versöhnen – oder wenigstens mit neuem Interesse einander zu begegnen und sich vor dem Tod vom Leben überraschen zu lassen.
Das fällt vielen schwer. Und das gefällt mir so an der Beerdigung, die ich bald halten darf. Es soll eine Lebensfeier werden, launig soll es zugehen, der Verstorbenen und den Hinterbliebenen angemessen. So war übrigens auch das Vorbereitungsgespräch. Jeder durfte seines einbringen. Der eine Sohn braucht die Kirche, der andere seine Abschiedsrede. Der eine wollte ein bestimmtes Lied, der andere hat anderes eingebracht.

So läuft es leider nicht immer. Dabei ist ein respektvoller Umgang miteinander gerade im Sterben so wichtig. Deshalb: vor dem Tod gut miteinander kommunizieren, dann muss man nach dem Tod nicht entscheiden, was man jetzt selber gut findet. Oder sich dann gut überlegen, welchen Wunsch man, vielleicht auch mit verdrehten Augen gut erfüllen kann und wo es vlt. doch eine andere gute Möglichkeit gibt.
Für die neue Woche wünsche ich euch habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.