Die Musikparty des Jahres fand in diesem Jahr in Malmö statt. Am vergangenen Samstag trafen sich 26 Nationen auf Einladung der EBU, um wieder den oder die beste zu krönen. Naja so ganz stimmt das nicht. Zum einen waren es nur 25, weil Holland schon vor der Veranstaltung aufgrund eines etwas nebulösen Vorfalls disqualifiziert worden war. Außerdem waren mit dem späteren Sieger Nemo und der irischen Sängerin zwei Künstler*innen dabei, die sich als nonbinär definieren, also die nicht in den Kategorien männlich und weiblich denken. Auch wenn ich zugegebenermaßen nicht verstehe, wie man dann denkt und fühlt, hat mir das gefallen. Denn wenigstens an einem Punkt war der ESC damit eine würdige und bunte, freie Veranstaltung. Ansonsten war das eher ein Trauerspiel, was sich in der Woche davor abgespielt hat.
Der Eurovision Song Contest, der sich ach so unpolitisch gibt, war politischer als je zuvor. Den komplexen und komplizierten Nahost-Konflikt nutzen manche für propalästinensische Demonstrationen. Europa zeigte sich dabei von seiner hässlichsten, weil antisemitischen Seite. Mich macht das wütend. Künstler*innen, die betonte Langeweile zum Ausdruck bringen, wenn die israelische Künstlerin auf der Pressekonferenz befragt wird, Punkteansager, die aus Protest gegen Israels Teilnahme ihre Aufgabe abgeben, Pfiffe gegen Punkte für Israel oder bei der Ansage des israelischen Beitrags.
Ich werde hier ganz sicher keine politische Bewertung vornehmen. Viele kluge und noch mehr recht dumme Gedanken gibt es dazu eh schon. Und die EBU hat sich durch den Ausschluss Russlands vor zwei Jahren sicher auch in eine Richtung manövriert, bei der sie nun nach Orientierung sucht. Diese Bewertungen will ich alle anderen überlassen, die sich dazu berufen fühlen.
Einen Standard hat die EBU gesetzt, indem sie dem ESC 2024 das Motto „United by music“ „Durch Musik vereint“ gegeben hat. Und da haben viele in meinen Augen versagt. Es sollte um Musik gehen und es ging einmal mehr wieder zu viel um Politik.
Dabei ist united by music ein sehr schönes Motto. Für 4 Stunden spielt es überhaupt keine Rolle, wo du herkommst, was du bist, wer du bist, was du hast, wie du lebst, wen du liebst…für vier Stunden spielt nur die Musik eine Rolle, das was du transportierst, das was du vorträgst. Und das hat den ESC so faszinierend gemacht. Ob das ABBA waren, Jonny Logan, Nicole, die Herreys, die mit ihrem digge loo digge ley damals mormonische Inhalte transportiert haben, ohne, dass es wohl die meisten überhaupt gemerkt haben, Charlotte Pirelli, Carola, Lena und wie sie alle hießen. Sie alle haben mit Musik verzaubert. Für einen Abend blieb alles draußen, was keine Freude macht. United by music, das würde Jesus und auch Luther gefallen, kann ich mir vorstellen. Grade für Martin Luther war Musik ein ganz wesentlicher Bestandteil des Lebens. Er hat Kneipenlieder umgedichtet und so berühmte Lieder wie „Ein feste Burg ist unser Gott“. Lieder, denen Dieter Falk immer wider ein neues Gewand gitb und sie so zu Popsongs macht. Bekanntes Liedgut in neue Zusammenhänge stellen, ganz im Sinn Luthers. Vor allem dann, wen wir dieses Jahr 500 Jahre evangelisches Gesangbuch feiern. Es mag nicht immer flotte spannende Musik für unsere Ohren sein, doch Musik verbindet heute noch die Menschen. Und auch beim ESC gefällt mir nicht jedes Lied. Warum sollte das im Gesangbuch anders sein? Für die kommenden Wochen empfehle ich euch: hört mal wieder mehr Musik, egal welche, die die euch anspricht. Lasst es euch gut gehen. An dieser Stelle wird es dann in der ersten Juniwoche weitergehen. Bis dahin:
Habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Wochen, für die kommende sorgen wir später-