Neulich habe ich einen Spruch gelesen, der mir gefallen hat. Ich habe ihn gepostet und eine Nachricht bekommen, dass das doch etwas negativ sei. Der Spruch ging ungefähr so: Die meisten Probleme gibt es nur in deinem Kopf. Ein paar sind aber schon echt.
Mir gefällt an deinem Spruch zweierlei.
Zum einen akzeptiert dieser Spruch, dass sich nicht jedes Problem wegpsychologisieren oder wegoptimieren lässt. Es gibt eben Dinge, die sind schwierig. Und dann darf man das auch benennen und akzeptieren. Das ist dann der erste Weg aus der Krise.
Es findet eben nicht nur alles in meinem Kopf statt. Die mehr gewordenen Arbeit durch weniger Personal, die kleinen und großen Wehwehchen, die schwere Krankheit, die schwieriger gewordene politische Lage, weltweit oder auch hier vor Ort. All das existiert und ich kann es nicht durch Meditation oder anderes wegschaffen. Nein, ich kann es nur dadurch bewältigen, dass ich mich nicht immer noch mehr dagegen wehre und meine, das existiert ja nur in meinem Kopf. Ich kann es nur dadurch bewältigen, dass ich es akzeptiere und aushalte bzw. mir evtl. Wege suche, wie ich bestimmte Dinge vermeide und Dinge tue, die mir gut tun und Kraft geben.
Das zweite, was mir an dem Spruch gefällt:
Oft werfen wir einander vor, wir würden ja durch die Jammerei alles noch schlimmer machen. Das stimmt sicherlich auch oft. Oft jedoch auch nicht. Dann ist Akzeptanz ein wichtiger erster Schritt.
Mir geht es mit meiner Kirche oft so. Da wird jemand in sein neues Amt eingeführt und predigt, man solle doch für die Kirche mehr beten, statt immer zu jammern, vor allem dort, wo man die Entwicklungen schlecht finde. Beten schadet nie. Das ist richtig. Und für die Kirche, für liebe Menschen etc. zu beten ist wichtig. Wenn jedoch der Eindruck erweckt wird, dass durch die Aufforderung zum Gebet die Kritik zur Seite geschoben werden soll, dann geht mir das zu weit. Es läuft vieles schlecht, in meinen Augen auch falsch. Das darf und muss dann auch benannt werden. Alles andere fördert gewaltsame Machtstrukturen, die Kritik mundtot machen. Wer also zwischen Gebet und Kritik einen Gegensatz aufmacht, der sollte sich gut überlegen, was er da tut.
Jesus hat in einem anderen Zusammenhang gesagt: Euer Ja sei ein Ja und euer Nein sei ein Nein. Das ist nichts anderes als die Aufforderung zur Wahrhaftigkeit. Es braucht keinen Schwur, um ein Ja zu verstärken, ein Ja ist stark genug. Das ist Wahrhaftigkeit. Ein einfaches Ja reicht, weil ich der sprechenden Person vertraue. Wahrhaftig darf, soll und muss ich sogar zu mir selber sein, wenn ich gesund bleiben will an Leib und Seele. Wenn ich weiß, was mir gut tut, wenn ich tue, was mir gut tut und nicht immer nach dem schaue, was andere von mir erwarten.
Wahrhaftig sein heißt, dass ich erkenne, wann etwas zu Ende geht und neue Wege finde und gehe. Ehrlich sein zu mir selber: was tut mir grade gut und was tut mir nicht oder nicht mehr gut. Das ist oft schwer. Doch manche Probleme sind eben so echt, dass es manchmal nur wen Weg gibt, ihnen dauerhaft aus dem Weg zu gehen.
Wenn es das in eurem Leben zur Zeit gibt, dann wünsche ich euch den Mut, wahrhaftig zu sein. Ich wünsche euch den Mut, euch einzugestehen, was eben für euch echte Probleme sind und die Kraft euch und anderen das einzugestehen. Und uns allen wünsche ich den Mut, immer wieder wahrhaftig zu sein und den Deckmantel der Harmoniesucht mit echter Liebe zu tauschen, die anspricht, was wahr ist auch wenn es weht tut.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.