Vergangene Woche war ich auf Fortbildung in Pappenheim. Es war die jährliche immer noch sogenannte Dorfpfarrerwoche. Der Name ist veraltet, denn längst nehmen auch Pfarrerinnen an der Woche teil, Gott sei Dank.
Seis drum , die Dorfpfarrerwoche hat sich immer schon ausgezeichnet durch den kollegialen Austausch, die vielen kleinen Gespräche am Rande der thematischen Einheiten und Exkursionen dahin, wo das Leben stattfindet. Ob das landwirtschaftliche Betriebe sind, besondere dörfliche oder ländliche Projekte, oder eine landwirtschaftliche Hochschule oder ein Kräutergraten. Manchmal ging es auch hoch her.
Dieses Jahr wurde am Ende von vielen bescheinigt, wie harmonisch diese Dorfpfarrerwoche doch war. Wie jammerfrei sie war, wie fröhlich es zuging. Es scheint das Bewusstsein geherrscht zu haben, dass durch Jammern nichts gewonnen ist.
Es bringt nichts, an den immer gleichen Zuständen herum zu kritisieren, denn davon ändern sie sich nicht. Gleichzeitig stand die Frage im Raum, wie können wir die Schuldfrage umgehen, die doch nie weiterführt und nur ablenkt, und gleichzeitig das, was schief läuft benennen.
Ich glaube, darum wird es zukünftig gehen müssen. Ob kirchlich oder gesellschaftlich. Wir sind gut geübt darin, die Schuldfrage zu stellen. Und wenn wir die beantwortet haben, sind wir zufrieden, nur gewonnen ist dadurch halt nichts.
„Irgendjemand muss schuld sein.“ Das ist die Logik scheinbar einfacher Wahrheiten. Das war schon die Logik in biblischer Zeit. So wurde zum Beispiel vom gläubigen und wohlhabenden Hiob erzählt. Er wurde zum Spielball einer Wette zwischen Gott und dem Satan. Sie wollten schauen, ob er auch gläubig bleiben würde, wenn er alles verlieren würde. So verlor Hiob seinen Wohlstand, seine Viehherde, seine Familie und wurde schließlich sogar selbst schwer krank. Hiob haderte mit Gott, klagte ihn an, schrie und tobte. Gleichzeitig hielt er an seinen Glauben an Gott fest. Als er schwer krank wurde, besuchten ihn drei seiner Freunde. Sie bleiben eine Woche bei ihm und versuchten, Hiob sein Unglück zu erklären. Es lief immer darauf hinaus, dass Hiob ihres Erachtens in seinem Leben etwas falsch gemacht haben musste. Er musste irgendwann und irgendwie schuldig geworden sein, weil ihm ein solches Unglück passiert war. Hiob widerstand diesen Anschuldigungen, und sein Ton gegenüber GOTT wurde lauter und dringender. Er war unschuldig und forderte Gott heraus. Hiob war klar: Gott hatte ihm Unrecht getan. Er schrie Gott an und rief:
GOTT, wo bist du? Wieso tust du mir das an? Was habe ich falsch gemacht?
Gott antwortete sinngemäß: Du hast nichts falsch gemacht, Hiob. Doch du und der Rest der Menschheit, ihr müsst wissen: Ich kann alles tun, was ich will. Meine Handlungen folgen keiner menschlichen Logik, keinem wissenschaftlichem Konzept. Das ist der Unterschied zwischen Mensch und GOTT. Was du gleichzeitig auch wissen musst: Ich habe dir vertraut, genau wie du mir vertraut hast.
Für uns muss irgendjemand schuld sein und oft sind es die, die sich nicht wehren können. Die sog. Altparteien oder Migranten, Zufluchtsuchende, Frauen, Transmenschen, Moslems, da geht es oft gegen Minderheiten. Was wir dabei vergessen: manchmal ist keiner schuld. Auch an den kirchlichen Veränderungsprozessen. Es gibt Dinge, die ereignen sich einfach, die passieren, ohne, dass jemand etwas dafür kann. Es fällt uns schwer zu akzeptieren, dass trotz aller Anstrengungen nicht mehr Menschen in die Kirche kommen, dass niemand schuld ist an nachteiligen. Entwicklungen. Und wir entsprechend auch wenig dagegen tun können. Und damit vergeuden wir dann wertvolle Kraft und Zeit, bei der Suche nach Lösungen. Wir alle sind verantwortlich für eine Welt, die solidarisch handelt und für sozial ausgerichtete Gesundheitssysteme und einem ausgewogenen Ökosystem sorgt. Jeder und jede an ihrem Platz. Das können wir nicht auf andere abwälzen. Wir sind alle gefragt. So wünsche ich euch für diese Woche: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.