Am letzten Sonntag war Demo für Demokratie und gegen Rechtsextremismus in Coburg. Und das ist gut so. Natürlich entbrannte daraufhin gleich wieder eine Diskussion in den sozialen Medien. Wo gibt es denn überhaupt noch rechtsradikale, wo marschieren die denn? Da frage ich mich dann, in welcher Welt manche Menschen leben. Einmal kurz gegoogelt, lautet eine der ersten Überschriften: Nazi-Aufmärsche nehmen stark zu. Der Artikel ist vom August 2023. Demnach gab es im ersten Halbjahr 2022 35 Nazi-Aufmärsche und 71 Rechtsrock-Konzerte. Bei uns darf jeder demonstrieren, für alles, was nicht verboten ist. Wer also nicht grade mit der Botschaft marschiert, der Holocaust hätte nie stattgefunden, der darf für alles mögiche und unmögliche demonstrieren. Und das ist auch gut so.
Doch gut finden muss man das nicht und leugnen, dass es das gibt sollte man auch nicht.
Szenenwechsel: in Coburg gastiert Yakari. Kennt ihr nicht? Kannte ich bisher auch nicht. Das ist eine indianerstarke Pferdeshow. Und natürlich entbrennt eine Diskussion um kulturelle Aneignung. Ich kann verstehen, wenn Menschen bei solchen Dingen genervt reagieren. Ich halte es gleichzeitig für wichtig, achtsam mit Sprache umzugehen. Doch wo ist die Grenze, wo es albern wird?
Das muss wohl jeder für sich entscheiden. Es gibt da keine objektiven Maßstäbe. Und das ist ja auch gut so. Ich finde die ganze Diskussion um kulturelle Aneignung beispielsweise übertrieben, auch wenn ich den Sinn dahinter manchmal nachvollziehen kann. Es geht um Achtsamkeit und Respekt anderen Kulturen gegenüber. Schadet uns ganz sicher nicht. Wir müssen es allerdings auch nicht mit der deutschen Gründlichkeit betreiben, für die wir anscheinend bekannt sind. 5 dürfen auch mal grade sein, ohne, dass die Welt daran Schaden erleiden wird. Jesus war nun auch nicht 24/7 im Alarm- oder Weltverbesserungsmodus.
Ganz im Gegenteil, gerade kurz vor Ostern sollten wir uns bewusst machen, dass er gern auch die Stille im Gebet gesucht hat. Vielleicht haben stille Feiertage wieder Karfreitag ja doch ihren Sinn. Damit die Lautstärke – auch und gerade so manchen Unsinns – nachlässt. Was dabei dann Unsinn ist und was nicht, das darf und muss man für sich entscheiden.
Wachet und betet, so fordert Jesus seine Jünger*innen, als ihm in Gethsemane Böses schwant und er mit seinem Schicksal hadert. Und so gehen wir wieder auf ruhige Tage zu. Darauf freue ich mich, dann Ostern ist darin so ganz anders als Weihnachten oder andere Zeiten im Jahr. An Karfreitag kehrt Ruhe ein. Ruhe vom ganzen Unsinn, den wir so von uns geben oder über uns ergehen lassen. Ruhe, die Raum schafft für Gedanken, die sonst im lauten Alltag so untergehen.
Ruhe, die die Möglichkeit gibt über so manches nachzudenken. Wachet und betet…das kann auch heißen: macht es euch bequem, lasst es euch gut gehen und kommt kurz raus aus der Hektik dessen, wo uns die sozialen Medien all zu oft weiß machen wollen, was wir alles lesen, hören und bewerten müssen.
In diesem Sinn wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.