Jüngst wurde der Torwarttrainer des FC Bayern Toni Tapalovic entlassen. Von heute auf morgen. So jedenfalls ist die Außendarstellung. Begründet wurde die Entlassung mit unüberbrückbaren Differenzen zwischen ihm und dem Cheftrainer Julian Nagelsmann. Nun kennen wir keine Interna und sie gehen uns auch nichts an. Ich habe mich in dem Zusammenhang gefragt, wie das mit der Wertschätzung aussieht. Dieser Begriff wird inzwischen auch überstrapaziert. Profis fühlen sich nicht ausreichend gewertschätzt, wenn sie zu wenig Einsatzzeiten bekommen, wenn sie eine andere Vertragslaufzeit haben als andere, oder wenn zu wenig mit ihnen gesprochen wird. Und ich erlebe inzwischen, dass das übertragbar ist auf andere Bereiche.
Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf einer inneren allgemeinen Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen.
Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und drückt sich aus in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. So lese ich es bei wikipedia nach.
Wertschätzung ist wichtig, sie muss jedoch auch ankommen. Und das hat zwei Seiten. Nämlich den, der wertschätzt und der, der sich wertgeschätzt fühlt. Es begegnet mir oft, dass Menschen sich zwar wertgeschätzt fühlen wollen, doch die Wertschätzung gar keine Chance hat anzukommen, weil sie sich selber nicht wertschätzen.
Es beginnt immer bei mir. Ich kann andere nur dann gut wertschätzen, wenn ich mich selbst wertschätze. Und ich kann Wertschätzung nur annehmen, wenn ich mich selber wertschätze. So oder so, wahre Wertschätzung gelingt nur zwischen Menschen, die sich selbst wertschätzen.
Und da liegt für mich das eigentliche Problem, warum Wertschätzung ein frustrierendes und schwieriges Geschäft ist. Dabei weiß die Menschheit das seit Jahrtausenden. Jesus hat gesagt: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst. Nebenbei: für 19.80 bekomme ich die wertvollsten Lebenstipps direkt aus der Bibel, ohne teure Seminare.
Das „wie dich selbst“ vergessen Menschen ebenfalls seit Jahrtausenden. Erst wenn ich mich selbst liebe, kann ich auch zulassen, dass andere mich lieben.
Löst das unser Wertschätzungsproblem? Nein. Also das eine machen und das andere nicht lassen. Ich glaube, wir haben es so nötig wie nie, unser Verhältnis zu uns selbst zu überdenken. Unüberbrückbare Differenzen im Job wird es immer wieder geben. Vielleicht lassen sich manche auch durch weniger Ego und mehr Miteinander lösen, dann funktioniert es mit der Wertschätzung von ganz allein. Einen Versuch ist es wert.
Für heute wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur für diese Woche. Für die kommende Sorgen wir später.