Neulich waren wir zu viert essen. Die Speisekarte des mir bekannten Restaurants stellt mich erneut vor die Frage: Pizza oder Rinderfilet. Bei meinem Verweis auf den Preis des Rinderfilets sagte meine Partnerin: Gönn dir halt mal was.
Sie hat gemerkt, dass ich nur aufgrund des Preises das Rinderfilet ausschlagen wollte. Zugegebenermaßen hatte ich lange keines mehr gegessen und schon Lust darauf. Davon abgesehen hat ihr „Gönn dir halt mal was“ etwas ganz anderes in mir zum klingen gebracht.
Es war die Frage, was ich bereit bin, zuzulassen in meinem Leben. Ein paar Tage vorher saß ich in einer Gremiensitzung und habe in der Blitzlichtrunde gesagt: „Wir haben nur das eine Leben. Ich will es mit mehr als viel Arbeit verbringen.“ Gleichzeitig sagte jemand in der Runde das gleiche. Er hatte vor längerem einen Schlaganfall erlitten, mit Ende 50. Seither raucht er nicht mehr und lebt bewusster.
Für mich ist weniger wichtig, ob ich gesund, vegan oder sonst wie bewusst esse. Mir ist wichtig, dass ich mein Leben mir angemessen genießen will.
Deshalb habe ich spontan vor zwei Tagen Karten für das Konzert von Chris de Burgh in München im Circus Krone gekauft. Ich war noch nie im Circus Krone in München, ich mag Chris des Burgh und es gab noch ein paar Karten. Ja, ich werde mitten in der Nacht nach Hause kommen, ich werde eine kurze Nacht haben, doch das ist es mir wert.
Das Leben genießen – mir und meinen Möglichkeiten angemessen…das hat mit Achtsamkeit zu tun. In der Bibel geht es bereits am Anfang um Achtsamkeit. Sechs Tage hat Gott die Welt geschaffen, am siebten Tag hat er geruht. Es ist der Menschheit anscheinend von Anbeginn an wichtig, den Gedanken der Pause, der Ruhe ins Gedächtnis zu rufen. Gott sorgt für sich. Achtsamkeit so verstanden ist ein offener Blick für sich selbst und andere und für die Schönheit der Natur, des Lebens. Und wenn Achtsamkeit dann dazu führt, dass ich barmherzig bin mit mir und anderen, dann ist es richtig gut. Aufmerksam leben, die Natur wertschätzen, sich selbst stärken und anderen beistehen – so hat Achtsamkeit ihren Sinn.
Gönn dir doch mal was…diese Worte haben genau im rechten Moment das rechte in mir ausgelöst. Das hieß am Ende nichts anderes wie: achte auf dich, sei gut zu dir. Wenn du jetzt das Filet willst, was spricht dagegen? Wenn du ins Konzert gehen willst, es dir leisten kannst, dir die Zeit dafür geben kannst, was spricht dagegen? Es sind die Momente, die zählen. Das Glas Wein am Abend, ein paar Minuten gute Musik oder Ruhe auf dem Balkon bei Kerzenschein, den Vögeln lauschen, oder ein gutes Buch, die Lieblingsserie, es gibt so viele Möglichkeiten, das Leben zu genießen.
Ich will es machen, wie Werner Schmidtbauer singt: Momente sammeln. Denn wenn du den Moment gfunden hast, ist er vorbei.
Und ehe du dich versiehst, ist das Leben vorbei und du hast es mir allerlei Nebensächlichkeiten verplempert und die schönen Dinge des Lebens hast du dir versagt. Das ist wenig achtsam. Mach es anders.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.