Trägt der liebe Gott auch Gummistiefel? So lautet der Titel eines Buches, in dem 44 Kinderfragen über Gott beantwortet werden auf kindgerechte Art und Weise. Eine dieser Fragen lautet: wo wohnt der liebe Gott? Kinder kennen die Antwort auf diese Frage in der Regel ganz genau. Gott wohnt im Himmel. Oben, über den Wolken, über den Sternen , da wohnt Gott. Von da hat er einen guten Überblick über die ganze Welt. Von da kann Gott alles sehen. Sogar in unsere Herzen.
Ich mag diese kindliche Sichtweise der Dinge. Sie ist so unschuldig, so wenig durch Enttäuschung und das Leben beeinflusst. Wenn wir erwachsen werden, dann verändert sich unsere Sichtweise. Die Antwort fällt weit weniger eindeutig aus. Die Frage, wo Gott wohnt verändert sich. Sie wird zur Frage nach unseren Erfahrungen mit Gott.
Sheldon in der Serie „Young Sheldon” beantwortet die Frage für sich ganz eindeutig: „Ich glaube nicht an Gott. Es gibt ihn nicht.“ Also wohnt er auch nirgends.
Im letzten Sommer war ich mit meinen Kindern an der Nordsee. Sehr gern bin ich abends nochmal an den Deich gegangen und habe mich hingesetzt. Ich habe den Wind gespürt, das Wasser an meinen Füßen. Die Sonne ist langsam unter gegangen, doch ihr Glanz hat den Himmel wie ein goldenes Gewölbe erstrahlen lassen. In mir ist es ganz still geworden. Es war friedlich, ruhig, einfach entspannt.
In mir w das Gefühl stark, getragen zu sein, umgeben zu sein von diesem goldenen Gewölbe. Umgeben und getragen von Gott.
Dieses Gefühl spüre ich oft noch, wenn es um mich herum wild und stürmisch ist. Diese Ruhe des Meeres. Natürlich, das Meer kann auch anders. Doch an diesen Tagen im Urlaub war es ein Ruhepol. Es hat Frieden geschenkt. Und ich merke: der Himmel, das ist mehr als das Gewölbe über uns. Der Himmel, wo Gott wohnt, das ist ein Gefühl, weniger ein Ort. Es ist das Gefühl, von ihm getragen und umgeben zu sein.
Wo wohnt Gott? Als Erwachsener verstehe ich die Frage der Kinder und deren Antwort. Und gleichzeitig ist mir wichtig, dass Gott eben woanders als im Himmel wohnt, dass uns nahe ist. Insofern: wohnt Gott überhaupt irgendwo? Oder ist er nicht vielmehr überall? Dort, wo ich ihn gerade brauche? Oder auch dort, wo ich ihn gerade nicht brauche, es jedoch schön ist, dass er trotzdem da ist? Dass ich mich auch dann begleitet fühlen darf, wenn es ruhig und friedlich ist?
Ich finde, dass ist gerade das Schöne am Glauben: er ist an Beständigkeit orientiert. Natürlich, gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir Gott mehr, wenden wir uns mehr an ihn. Und gerade dann ist Gott da. Doch er ist auch dann da, wenn es ruhig ist. Er geht einfach mit. Und er nimmt es hin, dass wir ihn in den guten Zeiten vielleicht weniger beachten. Er bleibt bei uns.
Mir gibt das Mut und Kraft. Euch auch?
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.