Ich gebe mir Zeit
In einem Lied singt der Liedermacher Manfred Siebald von Menschen, die sich oft sagen: das mache ich später, dafür habe ich jetzt keine Zeit. Am Ende des Lebens ist es dann dabei geblieben, dass keine Zeit war.
Im Aufschieben sind die meisten von uns großartig. Sogar für die angenehmen Dinge des Lebens meinen wir, keine Zeit zu haben. Wir lassen uns gefangen nehmen von den vermeintlich wichtigen Dinge. Wir tragen Verantwortung für viele Menschen und viel Geld. Wir haben wichtige Aufträge, die wir erledigen müssen. Das unterscheidet sich vielfältig, denn Gründe finden wir immer. Gemein gesagt: wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, findet Gründe. Dabei ist mir klar, dass das Leben sich oft genug komplexer darstellt, als es mit zwei markigen Sätzen beschreiben ließe.
Klar ist jedoch auch: jeder von uns hat 24 Stunden Zeit am Tag. Wie wir die füllen, liegt ganz allein an uns. Im letzten Jahr haben viele von uns das ganz unterschiedlich erlebt. Bei den einen fallen viele Termine weg und sie atmen auf. Oder sie fühlen sich überflüssig. Andere haben mehr Arbeit als je zuvor, bei dritten verändern sich lediglich die Aufgaben. Dieses Phänomen teilen wir fast alle, in ganz vielfältigen Formen.
Sehr entlastend finde ich, dass den Autoren der Bibel diese Herausforderung seit alters her bekannt ist. Im Buch Prediger stehen die Worte, die wir alle kennen: „Alles hat seine Zeit.“ Ich empfinde das als einen so herrlich entlastenden Gedanken. Alles hat seine Zeit. Und diese Zeit muss nicht jetzt und sofort sein. Es gibt eine Zeit für Arbeit. Es gibt eine Zeit für Erholung. Es gibt eine Zeit für den Partner, es gibt eine Zeit für den Einzelnen. Es gibt eine Zeit für Streit, es gibt eine Zeit für Versöhnung. Es gibt eine Zeit für Ruhe, es gibt eine Zeit für Geschäftigkeit.
Ich merke bei diesen Gedanken: ich habe Zeit. Ich habe 24 Stunden am Tag Zeit. Wie ich mit dieser Zeit umgehe, liegt an mir. Denn ich kann „Nein“ sagen. Ich muss mich nicht hetzen lassen. Ebenso muss ich mich nicht langweilen, oder gar Zeit totschlagen, was übrigens gar nicht geht.
Zeit ist kostbar. Und sie ist reichlich vorhanden. Wie wir damit umgehen liegt ganz allein an uns, an niemand anderem. Nicht am Chef, nicht am Patienten, nicht am Partner, nicht am Kind. Geben wir uns die Zeit? Geben wir uns die Zeit für uns selbst? Für den Partner, für die Kinder, für die Arbeit? Und zwar alles zu seiner Zeit. Wichtig ist, sich klar zu machen: ich habe Zeit. Wofür ich sie verwende, wofür ich sie mir gebe, entscheide ich.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.