Morgenstund hat Gold im Mund.
Frühes Aufstehen lohnt sich. Morgens lässt es sich besser arbeiten, somit erreichen Frühaufsteher mehr. Für mich als Spätaufsteher und Nachteule ist das ein schwieriges Sprichwort. Es ist die wortgetreue Übersetzung des lateinischen Lehrbuchsatzes „aurora habet aurum in ore“. Er verweist auf die personifizierte Morgenröte (aurora), die Gold im Mund und Gold im Haar trägt. Der gelehrte Philosoph Erasmus von Rotterdam hat seinen Schüler den Rat gegeben: „Morgens studiert man am besten“.
Ich sehe anders. Ich arbeite am besten abends. Ich finde das ganz wichtig, denn „alles hat seine Zeit“ lesen wir in der Bibel. Und so ist jeder von uns anders und geht anders mit den Dingen um. Auch in diesen Zeiten. Und das ist auch gut und richtig so. So können wir einander helfen. Wo der eine verzweifelt, ist der andere ganz ruhig und kann stützen. Was dem einen zu viel ist, macht dem anderen Freude. Paulus nannte das Geistesgaben. Jeder kann etwas ganz besonders gut. Auch wenn wir zur Zeit alle zu Hause bleiben, bringen wir uns doch mit unseren Gaben in die Gemeinschaft ein. Die einen nähen Community-Masken. Die anderen helfen, den Kopf oben zu halten. Wider andere weisen auf Missstände hin und trauen sich offen Kritik zu üben. Eine Gruppenleiterin schreibt ihren Teilnehmerinnen regelmäßig einen Brief und hält so den Kontakt. Morgenstund mag Gold im Mund haben, doch es ist wichtig darauf zu achten, wo meine Stärken liegen. Und das hat oft viel mit meiner Persönlichkeit zu tun. Wenn für mich Morgenstund kein Gold im Mund hat, dann ist das so und das ist dann auch gut so. Hauptsache ich weiß, wo meine Morgenstund ist. Die hat dann eben nichts mit der tageszeit zu tun.
Für heute wünsche ich euch: Habt Zuversicht und bleibt gesund. Nur für heute. Das genügt. Um das morgen sorgen wir uns morgen.