Du hast immer ein Lob von dir verdient, das las ich heute in einem whatsapp-Status. Und ich dachte: ja das stimmt.
Gestern war ich zur Supervision und als ich da ankam dachte ich: was soll ich heute hier? Ich bin müde, ich will jetzt keine Stunde reden und mir Gedanken machen. Eine Stunde später sah die Welt ein ganzes Stück anders aus. Denn ich hatte gemerkt, wie das geht, sich auf das Neue zu freuen, das vor mir liegt, ohne dass das Alte dabei schlecht weg kommt. Und das war etwas, das mich beschäftigt hat in den letzten Wochen.
Denn natürlich bringt der Wechsel der Arbeitsstelle oder ein Umzug oder gar einen Trennung mit einer neuen Partnerschaft danach Dinge mit sich, die Freude bereiten. Mir war bei meiner Trennung vor 5 Jahren wichtig, dass es nur darum geht, ob diese Partnerschaft Bestand hat oder nicht und nicht darum, dass etwas Neues das Alte ablöst. Es gab also nur einen inneren Grund für die Trennung, keinen äußeren. Auch bei einem Stellenwechsel braucht es innere Gründe wie ein neues Aufgabengebiet, etwas, das mich antreibt und weniger die äußere Motivation, damit das Ganze auch nachhaltig Freude bereiten kann. Und schon gar nicht geht es darum, dass das Alte schlecht wäre. Denn weder ist alles Alte immer nur schlecht noch alles Neue immer nur gut.
Wie das mit dem Lob vom Anfang zusammen hängt? Es ist die Einstellung, die den Bogen zum anderen Thema zieht. Wie steh ich denn zu mir selbst? Wie sehe ich mich selbst? Setze ich mich ständig unter Druck oder bin ich gnädig zu mir? Sage ich mir: „Du musst noch 100 Kisten packen“ oder bin ich stolz, weil ich schon 50 Kisten gepackt habe? Erlaube ich mir die Vorfreude auf das vor mir liegende Neue, ohne dass das Alte deshalb in meiner Anschauung schlecht und damit abgewertet werden muss?
Und wie so oft lande ich beim Prediger. Alles hat seine Zeit. Sich freuen hat seine Zeit, trauern hat seine Zeit, sich trennen hat seine Zeit, Neues beginnen hat seine Zeit. Kisten packen hat seine Zeit, Pause machen hat seine Zeit. Vorausschauen hat seine Zeit, Zurückschauen hat seine Zeit. Und das alles gelingt besser, je gnädiger wir mit uns selbst umgehen. Je weniger wir uns unter Druck setzen.
Da können Prominente 1000 mal beklagen, dass der Leistungsgedanke angeblich abgeschafft wird. Aus solchen und ähnlichen Aussagen spricht nur die Angst, kein Vertrauen. Nur weil ich gnädiger mit mir selber bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht bereit bin, auch hart zu arbeiten. Ich weiß aber, wo meine Grenzen sind. Und ob man über die Grenzen hinausgeht oder sie im Sinne einer größeren Leistungsbereitschaft und -fähigkeit achtet und wahrt, das muss im Einzelfall für sich allein entschieden werden. Das können in keinem Fall andere für mich entscheiden. Auch, wenn sich das viele wünschen.
Also, du hast immer ein Lob von dir verdient. Vielleiht lohnt es sich, den Spruch auf einen Zettel zu schreiben und an den Kühlschrank oder den Spiegel im Bad zu hängen. Denn die Erinnerung tut gut.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.