Ich war am Wochenende bei Viva Voce im Congresszentrum Rosengarten in Coburg. Viva Voce ist eine Acapella-Band mit fränkischen Wurzeln. Sie machen ihre gesamte Musik ohne Instrumente. Alles, was man zu hören bekommt ist mit dem Mund gemacht. Es war ein lustiger, nachdenklicher, heiterer und teilweise auch ruhiger Abend mit ruhigen Tönen, mit lauten, mit bekannten Hits acapella vorgetragen und eignene Song, die man teilweise auch kennt, wenn man schonmal bei Viva Voce war.
An einem Satz bin ich hängen geblieben an diesem Abend. Die Einleitung zu einem Song war: Warum ist die Heckscheibe eines Autos viel größer als der Rückspiegel? Weil der Blick nach vorne so viel wichtiger ist, als der Blick zurück.
Ich finde den Spruch großartig. Zwar ist es sinnvoll, hin und wieder einen Blick zurück zu werfen, doch wichtig ist der Blick nach vorne, in die Zukunft.
Ich finde den Spruch deshalb so großartig, weil mir oft anderes begegnet. Und das kennt ihr sicher auch: Das haben wir schon immer so gemacht. Das war schon immer so. Und die resignierende Steigerung: das ist halt so.
Letzte Woche habe ich gesagt, dass ich meinen Umzug nach München vorbereite. Dort liegt meine Zukunft. Und doch brauche ich den Blick in den Rückspiegel. Zum einen lebt ein Teil meiner Familie hier. Meine frühere Frau und zwei meiner Kinder bleiben hier, vorerst. Darüber hinaus nehme ich die Erfahrungen, die ich bis heute gemacht habe, mit. Die Guten und die weniger Guten.
Und so viel es auch noch zu tun gibt, um hier alles abzuschließen, geht der Blick langsam immer mehr in die Zukunft und immer weniger in den Rückspiegel. Wenn sich also Dinge auftun, die jetzt noch schwierig werden, dann habe ich bereits im Blick, wohin es geht.
Für vieles, was ich erlebt habe bin ich dankbar. Anderes hätte ich nicht gebraucht, doch ich habe wenigstens daran gelernt.
Wir erleben das auch in unserer Gesellschaft. Viele kleben förmlich am Rückspiegel. Früher sei alles besser gewesen, weniger Zufluchtsuchende, einfachere Strukturen, übersichtlichere Gesellschaft und was weiß ich nicht alles. Da scheint der Blick aus der großen Windschutzscheibe in die Zukunft Angst zu machen.
Ich freu mich auf die Zukunft. Getreu den Worten des Predigers hat alles seine Zeit. Doch so manches mal werde ich in den Rückspiegel schauen und dabei lächeln.
Ich hoffe ihr könnt das auch. Falls nicht, dann traut euch, etwas häufiger durch die Windschutzscheibe nach vorne zu schauen und einfach hoffnungsvoll zu vertrauen. Der Blick in den Rückspiegel bleibt euch ja auf jeden Fall.
Für die kommende Woche wünsche ich euch habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.