In Frankfurt wird am 09. Juli ein inklusives Tanzprojekt mit dem Namen Babylon aufgeführt. Nach der Schöpfung 2015 und der Arche Noah 2019 ist das der dritte Teil. Das inklusive Tanzprojekt „Babylon“ verarbeitet dabei die biblische Vorlage zu einer Erzählung über die Moderne: Die Kommunikation ist so leicht wie nie, aber niemand will mehr einander zuhören. Die Vorlage ist die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel. Gott bestraft die Menschen für ihre Selbstüberschätzung, indem er für eine Sprachverwirrung unter ihnen sorgt. Es kommt zu unüberwindbaren Verständnisschwierigkeiten, die zur Aufgabe des Bauprojektes führen und die Menschen über die ganze Erde verstreuen. Durch ihren Erfindungsreichtums versuchen die verschiedenen Völker die Sprachbarriere wieder zu überbrücken. Die Geschichte ist so aktuell wie selten.
Warum wird „miteinander reden“ trotz der vielen Kommunikationsmöglichkeiten anscheinend immer schwieriger? Hat der Mensch den Schlüssel zur Verständigung verloren? Lassen uns Fake News und auf uns zugeschnittene Algorithmen im Netz den Überblick verlieren? Das Stück „Babylon“ bietet die Möglichkeit sich mit den großen Fragen unserer Zeit künstlerisch auseinanderzusetzen und will wieder zum Dialog anregen.
Kommunikation ist schwierig geworden, denn es ist sehr leicht, die Dinge einfach umzudrehen mit ein paar Worten, selbst wenn wir dabei sitzen und zuhören. Ein Paradebeispiels dafür war das Rededuell von Biden und Trump, wo Trump einmal mehr sehr vieles durch ein paar einfache Kommunikationskniffe in Zweifel ziehen konnte. In den sozialen medien ist es ganz unabhängig vom Thema nahezu schon egal, was man schreibt. Richtige Diskussionen gibt es kaum. Die einen sind anscheinend zu faul dazu und beleidigen das Gegenüber lieber, wobei „ahnungslos“ noch das geringste Übel ist. Die anderen sind dazu nicht willig und wiederholen einfach nur ihre eigene Auffassung immer und immer wieder und wenn das Gegenüber einer anderen Meinung ist, dann ist es entweder links-grün-versifft oder ein Nazi. Hauptsache das eigene Weltbild ist in Ordnung.
Das Tanzprojekt Babylon hat eine Botschaft. Wo die Kulturen zwar schon vorher verschieden waren, der Tanz sie aber miteinander verbunden und gleichgestellt hat, herrscht Tristesse. Die Menschen verstehen sich nicht mehr. Bunte Kostüme weichen weißen Masken mit emotionsloser Mimik, die orchestrale Sound-Kulisse verwandelt sich in ein undurchdringbares Wirrwarr aus schrillen, elektronischen Klingeltönen und Polizeisirenen. Und niemand mehr schaut aneinander an, sondern nur noch auf das Smartphone. Und genau hier merken wir, dass die Botschaft etwas anders ist als in der biblischen Vorlage. Die Kommunikationswege sind heutzutage so vielfältig und einfach zu nutzen wie noch nie. Und trotzdem: „Bei den wichtigen Themen der Welt – Ökologie, Soziales – hören die Menschen einander nicht mehr zu“. Und dann ist es wenig verwunderlich, dass der Nationalismus stark und stärker wird. Immer mehr bleiben lieber in dem, was sie kennen, was ihnen vertraut ist. Wenn ich anderen nicht mehr zuhöre, dann kommen auch keine neuen Ideen oder Erkenntnisse. Nichts, was mein Weltbild durcheinander bringt, nichts, was es noch komplexer und komplizierter macht. Und ich glaube da liegt das Problem: die Komplexität, die wir inzwischen meistern müssen, überfordert viele. Ich will mich nicht mehr in die Welt andere Menschen hineindenken. Ich will meine eigene beherrschen.
Wie war das schön, als Jesus sagte: Euer ja sei ja und euer nein sei nein. Das war einfach, das war überschaubar. Das hat sich verändert.
Und so braucht es Projekte wie Babylon, die einerseits Menschen mit und ohne Beinträchtigungen verbinden und die uns anderseits genau dadurch Hoffnung machen, dass wir die Komplexität beherrschen lernen können. Und die uns gleichzeitig sagen: es muss nicht immer kompliziert sein. Doch dazu vlt. nächste Woche.
Für diese Woche wünsche ich euch habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wie später.