Es waren bewegende Bilder am Wochenende in vielen Städten Deutschlands. Menschen sind auf die Straße gegangen, um für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Anlass war ein Bericht des Correctiv, dass im November letzten Jahres ein Geheimtreffen stattgefunden habe, bei dem es darum ging, Menschen aus Deutschland auszuweisen. Und zwar nicht nur solche, die keine Aufenthaltsberechtigung haben, sondern bis dahin, dass man willkürlich jeden ausweisen könne, der einem nicht in den Kram passe. Das scheint einen Nerv getroffen zu haben.
Und diese Demonstrationen haben auch einen Nerv getroffen. Denn auf Seiten gerade der AfD reagiert man empfindlich getroffen.
Mich hat beeindruckt, wie dieses Thema aus dem Nichts die Massen mobilisiert hat. Demonstrationen mussten abgebrochen werden, weil zu viele Menschen kamen. Beispielsweise in München. Da gibt es viele Menschen, denen Freiheit und Demokratie wichtig sind und die nicht mehr bereit sind zu akzeptieren, dass auf diesen Prinzipien herumgeritten wird. Keine Millimeter nach rechts ist eines der Schlagworte.
Gemeinschaft macht stark, das gilt also auch für positive Dinge. Und das ist gut und wichtig. Denn einer der größten Verdienste unserer Großeltern ist die Schaffung eines freiheitlichen Staates nach 12 Jahren Faschismus und Nationalsozialismus in Deutschland. Eines Staates, in dem jeder sagen darf, was er will ohne fürchte zu müssen, dafür bestraft zu werden. Auch die, die denken, man dürfe ja nichts mehr sagen.
Die englische Schriftstellerin Evenlyn Beatrice Hall schrieb in ihrer Biographie über Voltaire: „Ich missbillige, was du sagst, aber ich werde bis zum Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen.“ Und Jesus hat gesagt: Eure Rede sei Ja ja und Nein nein. Da geht es um Wahrhaftigkeit. Bei beiden. Niemals darf es mehr sein, dass bei uns Meinungen unterdrückt werden, und seien sie noch so seltsam. Gleichzeitig gilt: wer die Grundfesten der Demokratie aushebeln oder angreifen will, der muss mit Gegenwind rechnen. Und das ist gut so.
Gemeinschaft macht stark. Wenn wir also zusammenhalten, wenn wir auch so manche Politikverdrossenheit um den größeren Gutes willen runterschlucken, dann haben Rechtsextremismus, Nationalsozialismus und Faschismus keine Chance bei uns. Und so muss es bleiben. Egal, welcher Hautfarbe, Herkunft, sexueller Ausrichtung oder was auch immer du angehörst: bei uns kann du sicher und in Frieden leben. Das muss die Botschaft sein. Egal, ob sich jemand politisch rechts, links oder in der Mitte verortet.
Kämpfen wir dafür, dass es so bleibt. Überlassen wir nicht den Rechtspopulisten das Feld. Kämpfen wir im Sinne Jesu für Frieden und Freiheit. Und hoffen wir, dass es beim einem Kampf mit Worten bleibt.
Es ist jetzt wichtig Stellung zu beziehen und standhaft zu bleiben. Die schweigende Mehrheit muss jetzt laut werden für Freiheit und Demokratie. Und dabei gilt: es ist immer besser für etwas zu sein, als gegen etwas zu sein. Und so ist es auch hier. Eure Rede sei Ja ja und Nein nein. Klar und deutlich und wahrhaftig sollen wir sein. Wofür wir auch immer einstehen.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.