Am Sonntag ist Volkstrauertag. Ein sogenannter stiller Feiertag. An diesem Tag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Ein wichtiger Tag. Leider auch ein Tag, der leicht zu einem Gedenktag rechter Gesinnung wird. Dabei wird er immer wichtiger.
Nicht nur, weil in Europa Krieg ist. Nicht nur, weil in Israel Bomben fliegen134. Nein, weil es direkt vor unserer Haustür Angst und Gewalt gibt. Auf unseren Schulhöfen, in unseren Betrieben, auf unseren Marktplätzen und in unseren Straßen. Doch viel schlimmer: in unseren Häusern. Gewalt gegen die schwächsten unserer Gesellschaft von denen, deren Aufgabe es ist, sie vor genau diesen Ängsten zu schützen. Die Rede ist von unseren Kindern und deren Eltern. Viele sind überfordert, andere lieblos und selbst mit den Dämonen des eigenen Lebens kämpfend.
Doch unsere Kinder haben nur uns, damit sie sicher und in Frieden groß werden können. Sie können sich kaum selber schützen, sie brauchen unseren Schutz. Und wir verweigern ihnen diesen Schutz immer und immer wieder. Mit einem unzureichenden Bildungssystem, in dem sie groß werden müssen. Unzureichend ausgestattete Kindergärten, unzureichend ausgestattete Schulen, in denen Erziher*innentream uns Lehrer*innenteams ihr möglichstes versuchen. Hier bräuchten wir eigentlich einen lauten Feiertag. Denn es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass unsere Kinder so aufwachsen müssen. Dass sie in ein System passen müssen, statt dass man ihnen die Möglichkeit gibt, sich nach ihren eigenen Möglichkeiten, ihrem eigenen Tempo zu entwickeln und herauszufinden, wer sie wirklich sind. Stattdessen drängen wir sie in ein System nach Schema F. Wir behaupten so einen Blödsinn, wie dass jeder seine Identität mehrmals im Jahr wechseln könnte, je nachdem, wie er sich grade fühlt oder wie sie sich grade identifiziert. Und warum? Weil wir manches einfach nicht verstehen. Weil wir glauben, dass es uns auch nicht geschadet hat, wie wir erzogen worden sind. Weil wir nicht bereit sind zu akzeptieren, dass die Welt sich weiter dreht und sich die Menschheit Gott sei Dank weiter entwickelt. Deshalb muss jeder so sein, wie es in unser Weltbild passt.
Gut, dass es den Volkstrauertag gibt. Gut, dass es einen Feiertag gibt, der uns zur Besinnung bringt. Die Opfer der Kriege, das ist die eine Seite der Medaille. Eine wichtige. Eine entscheidende, die wir nicht den rechten überlassen sollten. Nein, es ist wichtig, dass wir unserer Angehörigen gedenken, die in den Kriegen ihr Leben lassen mussten. Derer, die unter Bombenbeschuss leider, in der Ukraine, in Israel, in Gaza. Derer, die ihre Söhne in den Krieg senden müssen, weil ihre Regierung es so will. Die Angst haben, sie nicht wieder zu sehen. Derer, die ihre Männer oder Frauen in den Krieg senden müssen und Angst um sie haben. Der Kinder, die als Halbwaise aufwachsen müssen, weil einige Menschen nach wie vor nicht verstanden haben, dass Krieg weder Frieden schafft, noch Konflikte löst.
Und es ist gut, dass wir der Opfer von Gewalt denken. Terror, ob Bomben- oder Psychoterror, körperlicher und seelischer Gewalt, zu Hause, in der Schule, im Kindergarten oder wo auch immer und dass wir für den Frieden beten. Unaufhörlich und immer wieder. Damit Frieden wird in unseren Herzen und in unseren Häusern. Deshalb ist es gut, dass Volkstrauertag und weihnachten recht nah beieinander sind. Denn Weihnachten bringt die Hoffnung, die die Menschen brauchen, derer wir auch am Volkstrauertag gedenken. Suchet der Stadt bestes, so fordert der Prophet Jeremia auf. Was kann es besseres geben für eine Stadt als Frieden in den Herzen und Häusern.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.