Ich war letzte Woche bei einer Comedy-Show. Dabei ist auch die Österreicherin Julia Brandner aus Wien aufgetreten. Im Nachgang hab ich sie mal gegoogelt und da ist mir etwas interessantes über den Weg gelaufen. Dass Julia eine taffe Frau und Comedienne ist, hat man in den zehn Minuten schon gemerkt, die ihr Auftritt gedauert hat. Eine, die sich nix vormachen lässt und die redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Und sie hat noch eine Besonderheit. Sie will keine Kinder. Für unsere Gesellschaft und wohl auch für die österreicherische ist das nach wie vor fast ein Tabu. Eine Frau, die ihrer gesellschaftlichen Aufgabe, Kinder zu bekommen, nicht nachkommen will und die noch dazu mit unter 30 eine Sterilisation möchte, um das zu verhindern. Ich habe mich dann etwas mit dem Thema befasst. Und tatsächlich ist es so, dass man zu jeder Zeit Kinder bekommen darf. Mit 12, mit 14, mit 50. Da sagt niemand was. Weder ist es direkt verboten, mit 14 oder 16 ein Kind zu bekommen, noch gibt es einen gesellschaftlichen Aufschrei. Spannend ist nur, wenn Frauen keine Kinder bekommen wollen.
Dazu passt, dass just diese Woche sich die württembergische Landeskirche gemeinsam mit der katholischen Kirche gegen die jüngste Aussage der EKD zum Schwangerschaftsabbruch gestellt hat. Die EKD setzt sich dafür ein, dass die Regulierung des Schwangerschaftsabbruch auch außerhalb des Strafrechts möglich wird. Hier ist nicht der Ort, um auf die komplexe Debatte dazu einzugehen. Mir geht es um etwas ganz anderes: noch immer, im 21 Jahrhundert, reden wir einander ins Leben rein. Ob ein Mensch sich in seinem Körper wohl fühlt oder nicht, ist ganz allein seine Sache. Es gibt dafür keinen anderen Experten. Eine Person dazu zu zwingen, sich aufwändigen psychischen Gutachten zu unterziehen, ist ein ziemlich weitgehender Eingriff in die Privatssphäre, selbst wenn die Allgemeinheit über die Krankenkassen dafür die Kosten trägt. Ob eine Frau sich in der Lage sieht, eine Schwangerschaft zu einem guten Ende zu bringen, kann nur eine Person entscheiden: die Frau selbst. Aus welchen Gründen auch immer. Und was ist mit den Männern, die an der Entstehung der Schwangerschaften ebenfalls beteiligt sind? Wer zieht die denn zur Rechenschaft?
Wer ungeborenes Leben – schon das finde ich einen fragwürdigen Begriff – schützen will, der muss erstmal zweifelsfrei definieren, was ungeborenes Leben ist. Ich würde lieber vom entstehenden Leben sprechen. Natürlich darf man sich solche Entscheidungen nicht leicht machen. Doch zum einen ist das Selbstbestimmungsrecht der Frau ein wichtiger Faktor. Das ist übrigens nichts, was Männer den Frauen zugestehen. Nein, das ist etwas, was Frauen von Natur aus haben. Denn jeder Mensch darf eigenständig über sein Leben entscheiden. Frauen sind von Gott nicht als Menschen zweiter Klasse geschaffen worden. Dass man Menschen das Recht abspricht eigenständig über ihre sexuelle Orientierung und ihr wahres Geschlecht entscheiden zu können – und dabei rede ich nicht von seltsamen Äußerungen von Personen wie Peter Hahne – oder sie deshalb immer noch diskriminiert ist schlimm genug. Einer Frau eine Sterilisation zu verweigern mit der Begründung, das können sich ja noch ändern, vlt wolle sie ja doch noch irgendwann Kinder, das ist dann der Gipfel. Und selbst wenn, wir treffen im Leben Entscheidungen und von diesen Entscheidungen sind manche falsch und damit müssen wir dann leben. Es wird Zeit, dass wir den Respekt voreinander anfangen zu leben, der Menschen würdig ist. Gott hat den Menschen geschaffen und er hat ihn für gut befunden. Trauen wir uns doch endlich zu, dass wir jeder und jede mit dem eigenen Leben umsichtig umgehen. Dann wären wir wirklich einen Evolutionsschritt weiter.
Für die kommende Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.