Ein bisschen mehr „wir werden sehen“, statt fleißig Pläne schmieden, kann zwischendurch auch mal sehr entspannend sein.
Dieser Spruch flatterte mir gestern in den Status. Und er kam grade zur rechten Zeit. Ich hab ihn mir genommen und gedacht: stimmt, einfach etwas mehr Gelassenheit, es wird schon gut werden. Und ich glaube das kennt jeder: manchmal fällt uns das leichter, manchmal fällt es uns schwerer. Vor allem einem Menschen wie mir fällt es oft eher schwerer. Ich habe die Dinge gern unter Kontrolle. Ich weiß gerne, was passiert. Eine Konfirmandin sagte mir vor vielen Jahren mal ganz frech ins Gesicht: sind wir ein bisschen ein Kontrollfreak? Recht hatte sie, sie musste trotzdem machen, was ich ihr in dem Moment gesagt habe.
Es ist ja auch gar nicht verkehrt, die Dinge gern unter Kontrolle zu haben. Nichts verunsichert Menschen mehr, nichts verletzt tiefer, als sich ausgeliefert zu fühlen. Früher haben wir Vertrauensspiele gemacht. Da hat man sich beispielsweise in die Mitte gestellt, die anderen im Kreis um einen herum. In der Mitte hat man die Augen geschlossen oder sie gar verbunden bekommen und sich dann fallen gelassen. Im Vertrauen darauf, dass die anderen einen auffangen. Macht sich einer einen Spaß darauf und lässt einen fallen, dann schadet das massiv dem Vertrauen. Ich habe solche Spiele gehasst, weil sie den absoluten Kontrollverlust bedeuten. Ich weiß auch nicht, ob es unbedingt eine gute Eigenschaft ist, sich jemandem so ausliefern zu können. Ich finde, es braucht eine gesunde Mitte zwischen Vertrauen und eigener Kontrolle. Ein bisschen mehr „wir werden sehen“, also ein bisschen mehr Gelassenheit, tut ganz sicher gut. Es entkrampft und wenn wir ehrlich sind, handelt es sich sowieso oft um Dinge, die wir kurzfristig sowieso nicht beeinflussen können, weil ihre Erledigung in einer etwas ferneren Zukunft liegt.
Doch wie bleibt man gelassen? Denn Kalendersprüche sind zwar eine schöne Erinnerung, die Umsetzung nehmen sie einem weder ab noch helfen sie einem dabei. Doch tun sie schon, durch Erinnerung. Ich habe das gestern auch gemerkt. Ich hatte ein paar Themen auf meinem Schreibtisch, die geeignet waren, den Blutdruck anzuheben. Für jemanden mit einem sowieso schon hohen Blutdruck ist das eine schlechte Nachricht.
Durch diesen Spruch habe ich mich erinnert: reg dich nicht auf. Es bringt nichts. Schau, dass du eine Lösung findest. Die wird dir nicht sofort gelingen, die wird Zeit in Anspruch nehmen, doch es wird eine gute Lösung geben.
Es gibt zur Zeit so viele Dinge, die Aufregerpotential heben. So viele Dinge, die ich nicht mehr verstehe und über die ich mich aufregen könnte. Gleichzeitig weiß ich: das lohnt sich nicht. Denn zum einen ändern sich die Dinge dadurch ja nicht, und darüber könnte ich mich dann gleich nochmal aufregen, und zum anderen schadet die ganze Aufregerei nur mir selber. Sie bringt mir kein Stück Kontrolle zurück. Kontrolle bekomme ich nur zurück, indem ich meine Gefühle in den Griff bekomme und überlege, was der nächste Schritt zu einer Lösung sein könnte. Also habe ich mich mit jemandem darüber ausgetauscht.
Ein bisschen mehr „wir werden sehen“ tut wirklich gut. Es hilft den Blick wieder zu weiten. Und so hat eben alles seine Zeit. Denn sich mal richtig aufregen, das tut auch mal gut. Es pustet die Seele mal durch, wie beim Auto den Katalysator.
So wünsche ich euch, dass ihr diese Woche das richtige Maß findet zwischen „ein bisschen mehr „wir werden sehen““ und dem fleißigen Pläne schmieden.
Habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.