Im Moment tobt eine Diskussion um den Leistungsgedanken. Überhaupt toben in letzter Zeit und den letzten Jahren viele so generelle Diskussionen. Das scheint an der Zeitenwende zu liegen, die immer wieder beschworen wird. Mag sein, mag auch nicht sein.
Auf jeden Fall geht es um die Frage, ob im Kinderfußball Ergebnisse und Tabellen erstellt werden sollen, es geht um die Frage der Gestaltung der Bundesjugendspiele, es geht – mal wieder im weitesten Sinn und auch nur ganz am Rande – auch um die Frage, wie das mit Auf- und Abstieg im Profisport ist.
Ich finde die Diskussion reichlich albern. Als würde die Welt untergehen, wenn es bei den Bundesjugendspielen keine mehr gibt, der milimetergenau die Sprungweite misst oder schauen, wie weit der Ball geflogen ist. Die einen reden von Flauschokratie oder Kuschelpädagogik, die anderen – beispielsweise die Göttinger Sportprofessorin Ina Hunger – argumentieren, dass Sport mehr ist als milimetergenaues messen. Ich habe die Bundesjugendspiele gehasst. Doch das ist in der heutigen Diskussion für mich kein Argument. Mir gefällt der Gedanke eines Sportfestes, bei dem es mehr Möglichkeiten gibt, sich sportlich zu betätigen, als werfen, laufen und springen. Wer von Flauschokratie oder Kuschelpädagogik spricht, für den scheint zu gelten: nur die harten kommen in den Garten.
Die gleichen Menschen kuscheln daheim mit ihren Kindern entweder gar nicht, was sehr schade wäre, oder sie tun es doch, dann verstehe ich nicht, wie sie solche Begriffe verwenden können.
Ich habe nie verstanden, warum alle über einen Kamm geschert werden. Warum muss jemand, der im Verein Leichtathletik betreibt, an jemandem gemessen werden, der zum Spaß unter der Woche auf dem Bolzplatz kickt?
Unser Leistungsgedanke fußt am ende auf Gleichmacherei. Ja wir unterscheiden nach Schularten im Leistungsvermögen, wir differenzieren aus. Doch am Ende gilt dann innerhalb einer Schulart für alle das gleiche.
Warum fällt es uns schwer, zu akzeptieren, dass wir unterschiedlich Leistungsfähig sind und wir das auch brauchen und wir trotzdem zusammen leben und arbeiten können? Jeder kann anderes gut. Da ist das Konzept der Gesamtschulen schon gar kein so schlechtes. Stärkere helfen schwächeren. Und jeder findet sich immer wieder in beiden Rollen wieder.
Ich halte es für wichtig, dass wir unseren Kindern Spaß am Sport vermitteln. Und die, die eben zu mehr in der Lage sind, die werden dann gefördert und werden eines Tages vielleicht Spitzensportle
Ja gewinnen und verlieren gehört zum Leben, immer und immer wieder. Mal gewinne ich und mal verliere ich. Im Sport habe ich erlebt, dass im Prinzip immer die gleichen gewinnen.
Warum suchen wir nicht nach Möglichkeiten, wie sich Kinder und Jugendlich auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen ausprobieren können? Mit einem breiten Sportangebot an nicht nur einem Tag im Jahr, wenn Bundesjugendspiele sind, oder wenn Sporttag ist, weil die Notenabgabe schon vorbei ist. Kooperationen mit Sportvereinen könnten solche Wege sein. Doch sie brauchen Zeit, sie brauchen Ressourcen und sie brauchen vor allem keine politisch gefärbten Diskussionen, die umso schärfer geführt werden, je näher Wahlen rücken. Ich glaube nicht, dass wir in unserem Land Gefahr laufen, den Leistungsgedanken aus dem Blick zu verlieren. Der steckt zu tief in uns drin. Wir dürfen uns da etwas mehr Freiheit und Mut gönnen. Unser Wert und unsere Identität hängen nicht von einer Urkunde ab, mit der wir beweisen können, wie hart oder wie leistungsfähig wir sind. Und wenn es nix ist, ja dann machen wir es halt wieder wie immer.Und wenn es nix ist, ja dann machen wir es halt wieder wie immer.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.