Folgende kleine Geschichte habe ich letzte Woche gehört. Ein Kraftfahrer erzählt, dass er auf seiner Tour in ein Lager gekommen sei, in dem es kälter war als draußen. Das lag daran, dass nachts er Stahl derart runtergekühlt hat, dass die Halle tagsüber trotz warmem Sonnenwetter eiskalt war. Der Fahrer kommt dort rein und sucht den Verantwortlichen mit dem Lieferschein. Da fällt ihm in einer Ecke ein kleiner Heizlüfter auf. Er wundert sich. So ein kleiner Heizlüfter für die ganze große Halle. Schließlich findet er den zuständigen Verantwortlichen und gibt den Lieferschein ab. Und während die beide so ihr Geschäft abwickeln fragt der Fahrer, wozu denn der kleine Heizstrahler da ist. Alle tragen hier nie dicke Winterjacke. Die Antwort: da unten steht ein Computer. Und wenn es zu kalt wird, funktioniert der Computer nicht mehr. Der stellt einfach den Dienst ein.
Das hat mich nachdenklich gemacht. Denn wie oft gehen wir über unsere Grenzen drüber? Wir halten mehr aus, als uns gut tut. Um der Kinder willen bleiben wir in einer unglücklichen Partnerschaft. Wir tun nichts gegen die Missstände auf der Arbeit. Wir sagen: mei, das ist halt so.
Dabei macht es uns der Computer vor. Wenn es ihm zu kalt wird, hört er auf zu arbeiten. Er funktioniert einfach nicht mehr weiter. Und was passiert? Er bekommt die Bedingungen, die er braucht. Er wird auch nicht einfach so ersetzt gegen einen, der das tut oder kann.
Du bekommst im Leben das, was du tolerierst. Und das mache ich nicht mehr. Ich toleriere nicht mehr alles, damit ich geliebt werde, oder damit man mich sympathisch findet oder ich im Job beliebt bin.
Ich mache das nicht mehr. Nicht mehr in einer Beziehung, nicht mehr auf der Arbeit. Natürlich bin ich bereit Kompromisse einzugehen. Doch alles hat Grenzen. Und ich gehe nicht mehr über meine Grenzen hinweg und ich lasse auch andere nicht mehr über meine Grenzen gehen. Denn es ist mein Leben. Und es ist völlig egal, was ich mache, es wird immer jemanden geben, dem es nicht passt. Und wenn ich übers Wasser gehen könnte, würde wahrscheinlich jemand vorbei kommen und fragen, ob ich zu blöd zum schwimmen bin.
Jesus und die Autoren der biblischen Bücher tragen uns diese Selbstachtung unzählige Mal auf. Jesus verweist auf die Blumen und Vögel, die sich keine Sorgen um das morgen machen. Im alten Testament lesen wir, dass alles seine Zeit hat. Kompromisse haben ihre Zeit und Kompromisslosigkeit hat seine Zeit. Unzählige Persönlichkeiten der Geschichte haben es uns vorgemacht. Was wäre aus Bonhoeffer geworden, wenn es ihm wichtiger gewesen wäre, beliebt und angesehen zu sein? Oder Sophie Scholl? Oder Martin Luther?
Ich bin kein Luther, keine Scholl, muss ich auch nicht. Es genügt, abends in den Spiegel schauen zu können und sich mit sich selbst einig zu sein: das hast du gut gemacht, du bist bei dir geblieben und bist die treu geblieben.
Liebe dich selbst und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.