Selten ging es mir so auf den Geist und selten habe ich es so wenig verstanden, wie dieses Jahr, was das mit den Vorsätzen zum neuen Jahr soll. Irgendwie scheint am Jahreswechsel etwas magisches zu sein. Die Nächste zwischen heilig Abend und Heilig Drei König sind die sog Raunächte. Jede Raunacht hat ein Thema und steht für das neue Jahr. Es gibt Seminar für teures Geld, in denen man gemeinsam die Raun-ächte begehen kann und sich für das neue Jahr aufstellen kann. Das darf jeder so halten, wie er das will. Auch mit Vorsätzen, darf es jeder so halten, wie er es will. Ich tue mir besonders mit dem magischen Verständnis dahinter schwer. Nun mag der ein oder andere sagen: wieso denn, du mit deinem Gott, das ist ja auch irgendwie magisch. Mag sein, sehe ich jedoch anders. Warum? Weil es bei Gott selten um die Frage der Optimierung geht, des besser werdens. Im Gegenteil. Das charmante am christlichen Glauben finde ich, dass du nichts tun musst, ja nichts tun kannst und du bist einfach so in Ordnung, wie du bist.
Natürlich bringt das jede Menge Einwände mit sich. Das können wir ja ganz beson-ders gut: Einwände finden, Gründe, wieso etwas nicht geht, warum etwas falsch sein muss. Ich finde lieber Wege statt Gründe. Ich würdelügen, wenn ich behauptete, das würde mir immer gelingen. Denn Wege zu finden ist viel schwerer als Gründe, warum etwas nicht geht oder nicht sein darf. Sehr beliebt ist dabei: wenn das alle machen. Mein Gedanke dann: es machen ja nicht alle. Ich hatte diese Woche ein Gespräch, das mich nachdenklich gemacht hat und bei dem ich gleichzeitig über mein Gegenüber dachte: wow, da ist jemand, der bereit ist nachzudenken und seine eigene Ansicht in Frage zu stellen.
Ich muss nicht alles verstehen, was andere machen. Manchmal muss ich mir jedoch überlegen, ob ich es zulassen darf. Und oft stoße ich dabei an gesellschaftliche Kon-ventionen. Andere verstehen etwas nicht. Und ich nehme mir inzwischen das Recht, zu sagen: das ist in Ordnung, du musst es nicht verstehen. Doch akzeptieren musst du es sehr wohl Deshalb sind wir eine Gemeinschaft, in der viele verschiedenen Menschen mit vielen verschiedenen Ansichten zusammen leben. Da kann und da muss ich Respekt und Rücksicht für- und aufeinander erwarten.
Das gelingt nicht immer mit dem Wege finden, bzw. es ist schwer. Und das schöne ist gleichzeitig: das macht nichts. Ich mache Dinge falsch, ich darf Dinge falsch machen. Das ist von Gott so angelegt. Und damit, dass ich Dinge falsch mache, bin ich völlig in Ordnung. Es spielt dafür, wie Gott mich sieht, keine Rolle.
Damit sind wir wieder bei den Vorsätzen. Es muss nicht alles mit dem Jahreswechsel anders werden. Es muss nicht mal irgendwas anders werden. Ich darf mich fragen, ob mir das so gut tut oder nicht, ich darf es jedoch auch lassen. Ich gehe lieber entspannt in ein neues Jahr und habe trotzdem Dinge verändert. Das hat mit dem Jahreswechsel ganz gut zusammen gepasst. So ganz scheine auch ich mich von dem magischen Verständnis nicht freimachen zu können. Vielleicht nächstes Jahr. Ich nehme es mir mal vor.
Und auch das bleibt gleich: für heute wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.