Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig. Das ist der Wochenspruch für den 3. Advent. Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig. Wow was für eine Dynamik und Kraft liegt in diesen Worten. Der Herr kommt gewaltig. Das ist doch genau das, was sich die Menschen damals vorgestellt haben. Dass da einer mit Kraft und Macht und Gewalt Israel von den Römern befreit. Und was ist passiert? Eine Riesenenttäuschung war das. Wir erleben das immer und immer wieder. Als die neue Bundesregierung gewählt worden ist, waren die Erwartungen groß. Ein Jahr später ist die Ernüchterung groß. Mit wieviel Erwartung ist die deutsche Nationalmannschaft nach Katar gefahren? Doch außer viel Lärm um eine Binde oder eine seltsame Geste vor dem ersten Spiel, kam nicht viel dabei rum. Und Jesus? War das also die erste große Enttäuschung in der Geschichte dessen, was später das Christentum wurde? Ein kleines Baby in der Krippe soll der Befreier Israels sein? In einem Stall? Ohne Security, ohne Wärme, ohne Luxus? Echt jetzt?
Der soll den Weg frei machen? So wie es die Raiffeisenbank vor Jahren in ihrer Werbung versprochen hat: Wir machen den Weg frei. Das Versprechen Gottes mit dem Kind im Stall: ich mache den Weg frei zu einem Leben voller Hoffnung. Denn Hoffnung gibt es immer. Uns passieren im Leben so viele unvorhersehbare Dinge. Eine Trennung nach vielen Jahren Ehe, der Tod des geliebten Ehepartners nach einem gemeinsamen Weg über weit über 50 Jahre, der Tod des eigenen Kindes. Dinge, die einen am Leben verzweifeln lassen können. Es gibt so vieles im Leben, das auch den Glauben erschüttern kann. Doch das kennen die Menschen in der Bibel auch. Mose wurde gesagt, er würde das gelobte Land nicht sehen. Und das nach all den Mühen. Petrus, der Jesus verleugnet, als es drauf ankommt. Sogar Jesus selbst, der Zweifel hat, als er in Gethsemane kurz vor seinem Tod alleine ist. Es ist ok zu verzweifeln. Niemand muss immer stark sein. Es gibt eben Situationen im Leben, da ist es angesagt, auszuhalten, dass es grade schwierig ist. Wir durchleben eine Trennung mit allen Folgen, weil der Partner nicht kooperativ ist. Wir sind im ungewissen über unseren Gesundheitszustand. Wir fragen uns, wie es beruflich weiter gehen soll. Solche Dinge verunsichern. Sie bringen das gewohnte System, das uns Sicherheit gibt, ins Wanken.
Im Advent denken wir an die Antwort auf all unsere Unsicherheiten und Fragen. Wir wissen, Jesus kommt als kleines Kind armer Leute in einem ärmlichen Stall zur Welt. Klein und unscheinbar. Da ist gar nichts Gewaltiges dran. Da ist keine Macht und Herrlichkeit. Viel besser: da ist Menschlichkeit, da ist Liebe, da ist Freude, da ist Hoffnung, da ist Sehnsucht.
Wir sollen dem allen den Weg bereiten. Zum Beispiel durch die Hoffnung, auch Scherben aus dem Weg räumen und weitergehen zu können? Auch wenn ich wie ein Ochs vorm Berg stehe und nicht mehr ein noch aus weiß, bleibt die Sehnsucht, dass es einen Weg gibt.
Diese Menschlichkeit, Liebe, Hoffnung und Sehnsucht kommt von Gott. Er hält sie in mir am Leben. Durch andere Menschen zum Beispiel, die einen Weg zu mir finden, meinen Weg mit mir gehen, mich halten und aushalten und mir den Weg bahnen.
Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig.
Das heißt für mich: Einfach weitergehen. Ich geh meinen Weg. Räum die Scherben weg und geh weiter. Es wird Kraft geben, auch über den Berg zu steigen. Es gibt Hoffnung, dass der Weg weiterführt. Es gibt die Sehnsucht, dass dieser Weg sogar ein Ziel hat. Lechajim – für das Leben!
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.