Heute ist Buß- und Bettag. Ich gebe zu, für mich ist das ein eher unbedeutender kirchlicher Feiertag. Als er damals als Feiertag abgeschafft wurde, war das für mich kein Drama. Ich konnte mit dem Tag noch nie viel anfangen. Für mich gehört das Gebet zum täglichen Alltag. Ebenso ist es für mich selbstverständlich, um Verzeihung zu bitten, wenn ich etwas falsch gemacht habe oder jemandem Unrecht getan habe. Ich sähe es liebe, es würde uns gelingen, wenn wir die Themen des Buß- und Bettages in unser aller Leben integrieren könnten. Doch wir arbeiten nicht mal darauf hin. Wir beruhigen unser Gewissen, indem wir uns einen Tag im Jahr Zeit dafür nehmen, oder eben auch nicht. Die Passionszeiten sind auch immer weniger Zeiten der inneren Einkehr, doch auch da halte ich es für nachhaltiger, diese Themen generell ins Leben zu integrieren. Ich brauche keine besonderen Zeiten, wo ich in mich gehe. Das Leben ist ein täglicher Prozess des auf sich schauen, auf sich achten und sich reflektieren. Warum habe ich getan, was ich getan habe. War das richtig? Und was ist überhaupt richtig?
Der Buß- und Bettag ist im evangelischen Raum ein Tag der Besinnung und Neuorientierung. Doch kann man sich an einem tag oder in einem GD neu orientieren? Und was heißt das überhaupt? Für mich ist der Anspruch an diesen Tag viel zu hoch. Menschen ändern sich nicht um 180 Grad. Wichtig ist, dass wir mit dem, wie wir sind und geworden sind zurecht kommen. Dem trägt der Umstand Rechnung, dass die Themen des Buß- und Bettags, das Motto, schon lange nichts mehr mit Einkehr zu tun haben. Die Themen der letzten Jahre waren „Alles wird gut“, „Zukunft offen“ – das war während der Hochphasen der Pandemie. Auch ein Motto war „Alles egal?“. In diesem Jahr ist es „Und jetzt – das gibt mir jetzt noch Halt“. Es sind also Themen, die mich sowieso immer wieder bewegen.
Nein, ich brauche diesen Tag nicht. Es reicht – und das ist schwer genug – achtsam und aufmerksam auf sich selbst zu leben. Als Leitspruch gibt der Buß- und Bettag dieses Jahr mit: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen – woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Bei jeder Beerdigung begegnet mir dieser Spruch und er gibt mir sehr viel. Er erinnert mich immer wieder daran, woher meine Hilfe kommt. Wenn gar nichts mehr geht, dann ist immer noch Gott da. Daran kann ich mich halten.
Daran hab ich mich auch in den letzten Jahren gehalten, die schwierig waren. Im Persönlichen wie im beruflichen Bereich. Der berufliche Bereich ordnet sich langsam, doch auch das ist ein schwieriges Unterfangen, denn es betrifft nicht nur mich. Der private Bereich hat sich geordnet, weil ich beharrlich geblieben bin. Weil ich mir selbst treu geblieben bin. Weil ich weiß wo ich herkomme und was ich in meinem Leben will bzw. nicht will.
Es tut gut, wenn man angekommen sein darf. Ja meine Hilfe kommt vom Herrn. Er geht mit mir durchs Leben. Für mich lohnt sich das jeden Tag aufs Neue. Ich spüre den Segen Gottes in meinem Leben. Das heißt nicht, dass alles easy und leicht ist. Im Gegenteil. Es heißt jedoch, dass aufgeben keine Option ist. Gott erinnert mich jeden Tag daran, dass mein Leben ein Geschenk ist. Trotz aller Fehler, die ich so machen, das Beste daraus zu machen, mir treu zu bleiben und gut mit mir umzugehen, das ist meine Aufgabe. Tag für Tag, dazu brauche ich keinen Buß- und Bettag. Doch vlt hilft euch der Buß- und Bettag. Dann ist heute Gelegenheit für einen Mutausbruch und einmal darüber nachzudenken: seid ihr gut zu euch? Seid ihr euch treu? Was braucht ihr für ein gelingendes Leben? Wo hakt es im Moment?
Dabei wünsche ich euch viel Ruhe und Geduld mit euch selbst. Es lohnt sich.
Für heute wünsche ich euch…