Derzeit scheiden sich wieder die Geister.
Klimaaktivisten kleben sich an Kunstwerken fest oder behindern den Autoberkehr. Oder sie stören ein Fußballspiel, indem sie aufs Feld flitzen und sich an den Torpfosten festbinden.
Tragischerweise ist während eines solchen Protestes eine Radfahrerin bei einem Unfall ums Leben gekommen. Die Diskussion darüber, ob die Frau zu retten gewesen wäre, wenn ohne den Protest die Rettungsfahrzeuge eher am Unfallort gewesen wären, empfinde ich als zynisch. Zum einen ist ein Zusammenhang nur schwer herstellbar, beweisbar dürfte er gleich gar nicht sein. Zum anderen haben die Rettungskräfte selbst gesagt, eine Rettungsgasse wäre aus anderen Gründen schwierig zu bilden gewesen, da das Fahrzeug sehr groß gewesen sei.
Nein, es ist zu einfach, wenn die Union nun schärfere Strafen fordert. Protest stört und das muss er. Dabei muss er sich jedoch an gewisse Spielregeln halten. Menschenleben darf er nach Möglichkeit nicht aufs Spiel setzen. Zumindest keine fremden.
Doch – Protest stört, er ärgert. Natürlich ist es schön, wenn man geordnet durch die Straßen zieht. Doch ich ahne, dass das in unserer an Events gewöhnten Gesellschaft immer weniger Menschen interessiert. Muss man also mit drastischeren Mitteln auf drastische Umstände hinweisen, um Gehör zu finden?
Ich habe auf diese Frage keine rechte Antwort. Doch auch in den 80ern haben sich Menschen in Wackersdorf angekettet, Castortransporte verhindert und protestiert. Drastischer Protest. Ich bewundere das ja ein bisschen. Ich glaube, zu so einer Art Protest bin ich nicht bereit.
Jesus hat die Menschen auch gestört. Seine Reden und Aktionen passten den Machthabern nicht. Er hat protestiert. Ob er die Händler aus dem tempel warf oder am Sabbat verbotenerweise Getreide gepflückt hat. Er hat gestört, provoziert. Gleichzeitig war ihm das Leben heilig.
Was also tun? Was Ich sicher weiß: ob es uns passt oder nicht, wie können nicht auf Dauer weitermachen wie bisher. Wir brauchen andere Lösungen als Verbrennungsmotoren oder Elektromotoren. Wir brauchen eine Antwort auf die Steigende Erdwärme. Müssen wir uns also stören lassen? Ich neige zu einem Ja. Unsere Kinder und Enkel haben es verdient, in einer Welt aufzuwachsen, in der man leben kann. Wir können und dürfen ihnen keinen Müllplatzplaneten hinterlassen.
Macht euch die Erde untertan heißt vor allem: geht verantwortungsbewusst um mit dem, was euch anvertraut ist.
Nein, härtere Strafen für Klimaprotest brauchen wir nicht. Die bestehenden reichen. Was wir brauchen ist Ehrlichkeit fernab jeder politischen Taktiererei. Gerade jetzt beim UN-Klimagipfel. Auch da darf und muss Protest stören. Es geht uns schließlich alle an. Gleichzeitig ist respektvoller Umgang nötig. Lasst sie also protestieren.
Und an die Klimaaktivisten: Zerstörung von Kulturgut und Gefährdung menschlichen Lebens – und sei sie nur fahrlässig – ist eine Art von Protest, die nicht stört, sie zerstört. Wenn ihr wollt, dass man euch zuhört, dann findet Wege für einen Protest der stört, jedoch nicht zerstört.
Umweltschutz, Klimaschutz geht uns alle an. Ob es uns gefällt oder nicht. Nach uns die Sinnflut, das war schon bei Noah ein schwieriges Konzept. Es taugt heute erst recht nicht mehr, denn die Lage ist zu ernst.
Für heute wünsche ich euch: hat’s Zuversicht und bleibts gesund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.