Wes des Herz voll ist, des quillt der Mund über. Das ist eines der Sprichwort, die in unserem Sprachgebrauch gängig sind, das aus der Bibel stammt. Es steht im Lukasevangelium. Es bedeutet, dass man begeistert von dem erzählt, was man intensiv erlebt hat. Die Geburt eines Kinders, der Beginn einer Partnerschaft, ein neuer Arbeitsplatz, ein besonders intensives Erlebnis oder ein wundervoller Urlaub. Jesus kritisiert mit diesem Ausspruch und dem folgenden Vers die Menschen, die aus böser Absicht etwas sagen, denn „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Worte haben Macht. Mit Worten können wir viel bewirken, Gutes wie Böses. Hooligans und Ultras schreien ihren Frust in Fußballstadien hinaus und stiften sich selbst und andere zu Gewaltexzessen an. Rechtsradikale sind erfüllt von menschenverachtendem Hass und skandieren auf Straßen ihre Totschlagsparolen – wen wundert es, dass Morde an Ausländern die Folge sind? In der Politik sorgen Worte auch für die entsprechende Atmosphäre. Entweder artikuliere ich die Politik der harten Hand, wie auch in der Ukraine-Krise oder ich kann Mut machen. Aber auch die anderen Worte gibt es – die verzweifelten Schreie der Menschen auf den Straßen von Homs und Damaskus oder von Mariupol, deren Herz erfüllt ist von der Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit. All diese Worte – die guten wie die bösen – zeigen an, wovon das Herz jener überfließt, die diese Worte reden. All diese Worte sind Botschaften von Hass und Liebe, von Leid und Glück, von Besessenheit und Glauben. Sie künden von dem, woran Menschen ihr Herz hängen.
Das waren nur negative Beispiele. Doch es gibt auch das Gegenteil: die Begeisterung in den Anfeuerungsrufen der Fußballfans, das Liebespaar, das sich den ganzen Tag liebevolle Nachrichten mit den immer gleichen Worten schreibt, der Trost einer Mutter für das kranke Kind, oder sie ungesagten Worte, die durch Blicke mitgeteilt werden.
Wes des Herz voll ist, des quillt der Mund über. Worte sind wie Schlüssel: Sie können in die Freiheit führen. Und sie sollten es viel öfter. Denn so können Sie Wohlfühlräume eröffnen, in der Freiheit und Liebe die Atmosphäre bestimmen. Das Kind darf sich so entwickeln, wie es nunmal ist. Die Jugendliche darf für sich zu der Erkenntnis kommen, dass sie im falschen Körper geboren wurde. Das Ehepaar darf für dich zu dem Entschluss kommen, dass ein gemeines Leben keine Zukunft mehr hat. Der Sterbene darf zu dem Entschluss kommen, dass er das Leiden lange genug ausgehalten hat und einfach sterben möchte. Und er darf dann seinem Leben selbst ein Ende setzen.
Würden Worte Wohlfühlräume eröffnen, die Welt wäre mit einem Mal ein anderer Ort. Dafür braucht es keine 100 Mrd für die Bundeswehr, keine Panzerabwehrraketen, keine Kriege, keine Waffengewalt. Es braucht nur eines: liebevolle Wort.
In der Bibel finden wir genug davon. Eines gebe ich euch heute mit. Es ist einer der bedeutendsten Verse der Bibel aus einem der bekanntesten Psalmen. Er ist so einfach wie wirkungsvoll: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.