Es gibt einen Song, den ich sehr mag. Er heißt „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ und ist dem Psalm 31 entnommen. Ein Mensch spricht seinen Dank und seine Vertrauen aus, dass Gott ihn retten wird. Es ist bereits eng für ihn geworden, an einer Stelle spricht er sogar von dem ‚Netz‘, in dem man ihn fangen will. Aber im Vertrauen auf Gott wechselt seine Perspektive: er sieht neue Lebensmöglichkeiten und -chancen für sich, sein Leben erscheint ihm als weiter Raum. Diese Worte sind ein beliebter Taufspruch.
Viele Eltern wünschen ihrem Kind, dass es sein Leben als weiten Raum erfährt, den es gestalten und in dem es sich bewegen kann, statt in engen Bahnen zu laufen. Den gleichen Wunsch können Jugendliche und Erwachsene, die sich taufen lassen, für ihr eigenes Leben haben. Mit diesem Satz als Taufspruch drücken sie aus, dass sie Gott verstehen als jemanden, der nicht einengt, sondern Menschen Lebensmöglichkeiten eröffnet.
Ich glaube, dass das etwas ist, was sich heute auch viele wüschen: das Gefühl auf weitem Raum zu stehen. Statt dessen fühlen sie sich eingeengt im Digitalunterricht, in einem Maßnahmenpaket, dass sie über die Maßen einengt. Da bleibt nur noch das Vertrauen in Gott, dass er uns retten wird.
Weiter Raum – das steht für Freiheit. Der Fuß gehört zu den wichtigsten Körperteilen überhaupt. Unsere Füße tragen das gesamte Gewicht des Menschen und sie sorgen dafür, dass wir aufrecht gehen und stehen können. Der Fuß wird von allen Körperteilen nebst dem Knie am meisten beansprucht. Marlene Dietrich war von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Füße sind Bestanteil vieler Sprichworte wie z. B. „Immer auf die Füße fallen“, „auf großem Fuß leben“ oder „Einen Fuß in der Tür haben“. Im alten Ägypten war der Fuß ein Symbol für das Leben an sich, für eine glückliche Wanderung durch das Leben und für eine gute Heimkehr. Der Fuß verband den Menschen mit der Segen spendendenmütterlichen Erde. Auch in der Bibel spielen Füße eine große Rolle. Nicht nur im 31. Psalm. In den Psalmen ist die Rede davon, dass Gott unseren Fuß nicht gleiten lässt, dass wir also sicheren Stand haben, dass Gottes Wort unseres Fußes Leuchte und damit Orientierung ist. Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße und nichts anderes. Damit beugt er sich unter sie, denn was ich unter meinen Füßen habe, darüber habe ich Macht.
Es ist etwas Besonderes, dass Gott unsere Füße auf einen weiten Raum stellt. Er gibt uns damit Weite. Wir können ihm vertrauen. Er wird unseren Fuß nicht gleiten lassen, wir werden einen sicheren Stand behalten, auch wenn es um uns herum so aussieht, als würde alles auseinander fallen. Für mich ist das Grund genug, ihm zu vertrauen, dass alles gut werden wird. Irgendwann, irgendwie.
Lasst eure Füße auf weiten Raum stellen. Wagt euch in die Weite. Was auch immer das für euch bedeuten mag. Gott macht uns frei, indem er unsere Füße auf weiten raum stellt. In dem Lied heißt es „mit dem Risiko des Irrtums macht Gott uns Menschen frei. Diese letzte Risiko bleibt, deshalb heißt es ja auch vertrauen. Ich finde es, lohnt sich, Gott zu vertrauen. Und gerade in diesen Zeiten brauchen wir das mehr denn je.
Ich wünsche euch, dass es euch gelingt, dieses Vertrauen zu finden, egal, in welcher Situation ihr es gerade braucht.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sorgen wir später.