Heute ist Buß- und Bettag. Jedes Jahr ist dieser Tag einem besonderen Thema gewidmet. 2019 war das beispielsweise „Alles egal? Oder hast du noch träume?“ Der Buß- und Bettag will zum Denken anregen. 2020 ist er geprägt von der Corona-Pandemie, wie fast alle anderen Sonn- und Feiertage in diesem Jahr. Ursprünglich wurde er eingeführt, um eine Gefahr abzuwenden, die die Allgemeinheit bedrohte. Scheinbar passt das dieses Jahr. Doch m.E. geht es nicht mehr um eine Gefahr, es geht um ein Risiko. Ein ernstzunehmendes, keine Frage. Das ist etwas anderes als eine Gefahr. Eine Gefahr macht Angst. Ein Risiko gehört zum Leben. Wir können die Pandemie nicht einfach durch markige Worte beenden, wie das einige versuchen. Wir leben mit dem Virus. Ob es uns gefällt oder nicht. Es wäre ja so einfach: ein bisschen Beten, ein bisschen Fluchen, ein bisschen Drohen und – schwups – ist das Problem gelöst. Doch das Leben funktioniert anders. Das Virus war und ist danach noch da – und zwar verbreiterter als vorher.
Der Buß- und Bettag lädt uns ein, uns darüber Gedanken zu machen, ob in unserem Leben alles so läuft, wie es uns gut tut. Damit meine ich eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem, wie wir leben und wie wir uns in dieser Gesellschaft einbringen. Er fordert uns auf: Schaut euch um und achtet auf jene, die sich trotz staatlichem sozialen Netz im freien Fall befinden; auf jene, die durch das Raster fallen und wenig bzw. keine Unterstützung erhalten; auf die, deren persönliche Situation eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht erlaubt … vergesst sie nicht vor lauter Virusangst.
Was ist es, was wir in unserem eigenen Leben derzeit vermissen oder vergessen? Für jeden von uns sind es andere Dinge, von denen wir uns einschränken lassen. Was sind unsere Ablenkungsmanöver? Ich frage mich am Buss- und Bettag dieses Jahr: was tut mir gut? Nachrichten schauen tut mir schon lange nicht mehr gut. Diskussionen führen über Dinge, die sich nicht ändern, tun mir nicht mehr gut. Als ein Mensch, der Freiheit über alles liebt, sehe ich mich aufgefordert, einen Weg zu suchen, der mir derzeit Freiheit ermöglicht, wie sie meiner Vorstellung von Freiheit zumindest nahe kommt. Mir gelingt das auf dem Golfplatz. Das wird langsam schwierig, weil die Saison zu Ende geht. Also werde ich mir etwas anderes suchen. Mein Haus weihnachtlich dekorieren. Weihnachtsmusik hören, Dinge, die meiner Seele gut tun. Was ist das bei euch?
Es ist herausfordernd ehrlich zu sich selbst zu sein. Wenn wir das zulassen, werden wir schnell merken, dass es befreiend wirkt. Manches, was wir zu wichtig nehmen, nimmt einen zu hohen Stellenwert ein. Keine Angst: Gott steht zu uns, jeden Tag unseres Lebens. Er geht mit uns. Das befreit mich.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sorgen wir nächste Woche.