Gott hält euch in seiner Hand.
“Wer sich vor der Hölle fürchtet, der kommt hinein …” Schon Martin Luther kannte dieses Sprichwort. Und dass da etwas dran ist, erfuhr er am eigenen Leib. Luther war nicht nur der standhafte Reformator, der dem Kaiser die Stirn geboten hat und dem Papst entgegengetreten ist. Im Grunde genommen ist sein Werdegang und seine theologische Arbeit nur mit dem Einfühlen in seine Angst zu verstehen. Tief im Innern war er ein furchtsamer Mensch, manche Historiker erkennen in ihm sogar eine depressiver Ader. Ein Gewitter machte ihm gehörig Angst, deshalb trat er ins Kloster ein. Dort kam er trotzdem nicht zur Ruhe. Ihn plagten Lampenfieber (Luther über seine erste Messe: “Gott sei gelobt, dass ich mich nicht zu Tode geschwitzt habe.”), Gewissensbisse (sein Beichtvater war reichlich genervt, weil Luther ihn ständig aufsuchte, oft mehrere Male am Tag) und die Vorstellung, nach dem Ableben in der Hölle zu landen.
Die Hölle, davon haben wir sehr blumige Vorstellungen. Im katholischen Glauben gibt es die Vorstellung des Fegefeuers. Dort werden die Seelen gereinigt. Die Vorstellung der Bibel von der Hölle ist eine andere. Was dort als Hölle beschrieben wird , ist die Gottesferne. Wer nahe bei Gott ist, der ist im Himmel. Wer fern von ihm ist in der Hölle. Ich finde das eine treffende Beschreibung. Denn für mich als Christen gibt es tatsächlich nichts schlimmeres als das Gefühl, dass Gott mir fern ist. Wenn alles um mich herum auseinander fällt, wenn kein Stein auf dem anderen bleibt, wenn ich hinzufallen und zu stolpern drohe, dann brauche ich zumindest die Gewissheit, dass Gott bei mir ist. Dass er mir nahe ist. Das ist wie mit einem Partner. Ich kann und will nicht erwarten, dass mein Partner alles gut macht. Das überfordert ihn bzw. sie. Dass er an meiner Seite ist, dass er mit mir weint und schweigt genauso wie er mit mir lacht, das wünsche ich mir.
Das ist es, was mich derzeit trägt. Die Gewissheit, dass Gott bei mir ist. Ja er lässt das alles zu. Er lässt Dinge zu, wo ich ihn anschreien will, wie er sich das erlauben kann. Und ich stelle mir vor, er nimmt mich einfach in den Arm, drückt mich und beruhigt mein Herz und meine Seele. Und dann flüstert er leise: ich bin da.
Dass Gott uns wertvoll erachtet kommt in der Bibel immer wieder vor: Jedes Haar auf unserem Haupt ist gezählt! Jede/n einzelne/n unter uns kennt Gott in- und auswendig, mit jeder Faser seines Wesens ist er mit uns verbunden. Was soll also passieren? Mir fällt da das Lied „Weißt du wieviel Sternlein stehen“ ein. Ich finde das auch als Erwachsener noch ein beruhigendes Lied. Es tröstet mich. Gott will, dass jeder Stern am Himmel da ist, jedes Fischlein kennt er beim Namen und will, dass sie fröhlich sind. Jedes Kind kennt er und hat es lieb. Ist das schön.
Damit kann ich getrost in die kommenden Wochen gehen. Denn Gott, der mich kennt, flüstert leise: ich bin da.
Für jeden von uns gilt deshalb: Seid ohne Furcht, denn Gott hält euch in seiner Hand.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die darauffolgende sorgen wir dann.