Meister, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und haben nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze auswerfen.
So sagt es Petrus zu Jesus. Er fordert ihn auf, die Netze auszuwerfen, nachdem sie einen Nachtlang vergebens gefischt haben und mit nichts dastanden. Jesus will mehr und er wie: wer vertraut, der wird auch mehr bekommen. Petrus fällt es schwer, das zu glauben. Doch das Wort Jesu ist ihm genug. Er hat mit Jesus die Erfahrung gemacht, dass er zu seinem Wort steht. Dass er ihm vertrauen kann. Also fährt er nochmal hinaus. Tags zu fischen macht zwar keine Sinn, doch wenn Jesus das sagt, dann wird da was dran sein.
Ich finde das beeindruckend. Jesu Wort genügt ihm. So sehr vertraut er ihm. Alles, was er gelernt hat, was er schon immer so gemacht hat, im Licht der Worte Jesu ist er bereit, neues zu wagen. Wie oft verharren wir in Traditionen, weil wir sie schon immer so gemacht haben. Ob Sie Sinn ergeben, lassen wir offen. Ob wir sie brauchen, lassen wir offen. Manchmal ist das gut, denn sie geben Halt. Manchmal sind es auch nur angebundene Katzen. Dinge, die wir getrost loslassen dürfen.
Denn mit angebunden Katzen ist es so: Ein Abt hielt regelmäßig im Kloster mit seinen Mönchen das Abendgebet. Eines Tages lief eine Hauskatze in den Raum, strich umher, schnurrte den Jüngern um die Füße, ja sprang ihnen auf den Schoß und lenkte von der Andacht ab. Darauf ordnete der Abt an, dass die Katze um diese Zeit draußen angebunden werden sollte. So machte man es und man konnte ungestört beten. Die Zeit verging. Der Abt starb. Sein Nachfolger hielt sich streng an die Tradition, dass während des Abendgebets eine Katze angebunden sein muss. Die Zeit verging. Auch die Katze starb. Es wurde eine neue Katze angeschafft, um sie während des Abendgebets draußen anbinden zu können.
Weil die einfachen Leute den Sinn dieser Maßnahme nicht verstanden, traten Theologen auf den Plan und schrieben ein zweibändiges Werk mit vielen Fußnoten über die Heilsnotwendigkeit einer angebundenen Katze während des Abendgebets. Mit der Zeit jedoch kam des Abendgebets selbst ganz außer Gebrauch. Niemand interessierte sich mehr dafür. Aber mit größter Treue wurde weiterhin abends während der Zeit, in der früher die Abendmeditation statt fand, draußen eine Katze angebunden.
Jesus vertrauen heißt Katzen abzubinden. Welche Katze ist das in eurem Leben? Ich wünsche euch eine gute Woche mit guten Gedanken. Bis nächsten Mittwoch.