Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.
Das Sprichwort bedeutet Sich von scheiternden, erfolglosen Plänen oder Unternehmungen abwenden oder vor einer unangenehmen Situation flüchten.
Früher waren Ratten auf Segelschiffen verbreitet. Laut Seemannsglauben verließen sie bei drohendem Untergang als zuerst das Schiff. So war die Crew auf bevorstehende Schiffsunglücke vorbereitet. Sinkende Schiffe, erfolglose Pläne, das klingt nach gescheitert. Mir kommt dazu ein anderes Bild in den Sinn: die angebundene Katze und damit die Frage: wovon darf ich mich guten Gewissens verabschieden. Mit der angebundenen Katze ist es nämlich so:
Ein alter und weiser Mönch hat mit den jungen Mönchen des Klosters täglich eine Abendmeditation gehalten. Als eines Tages die Klosterkatze während dieser Zeit in die Kapelle lief und störte, ordnete der alte Mönch an, die Katze solle während dieser Zeit draußen festgebunden werden. So konnte man von da an wieder ungestört meditieren. Die Jahre vergingen. Schließlich starb der Mönch und bekam einen Nachfolger. Der hielt sich streng an die Tradition, dass während der Abendmeditation draußen eine Katze angebunden sein müsse. Als schließlich auch die Katze starb, wurde rasch eine neue Katze angeschafft, um sie während der Abendmeditation anbinden zu können. Weil die einfachen Leute den Sinn dieser Maßnahme nicht verstanden, traten Theologen auf den Plan und schrieben ein zweibändiges Werk mit vielen Fußnoten über die Heilsnotwendigkeit einer angebundenen Katze während der Abendmeditation. Mit der Zeit jedoch kam die Abendmeditation selbst ganz außer Gebrauch. Niemand interessierte sich mehr dafür. Aber mit größter Treue wurde wenigstens der Ritus des abendlichen Katzenanbindens beibehalten.
Wovon dürfen wir uns in unserem Leben getrost verabschieden, weil sich uns der Sinn vielleicht nicht mehr erschließt? Woran wollen wir festhalten? Habt gute Gedanken dafür.
Für heute wünsche ich euch: Habt Zuversicht und bleibt gesund. Nur für heute. Das genügt. Um das morgen sorgen wir uns morgen.